Husein Balic hat es wie seine SKN-Kollegen Sandro Ingolitsch und Manuel Haas in Österreichs U21-EM-Großkader geschafft. Der schnellste Wolf ist auch bester Joker der Bundesliga und ein bisschen mitverantwortlich, dass Didi Kühbauer in Hütteldorf seinen Traumjob bekommen hat.

Im Gespräch mit weltfussball bestätigt Balic, dass er einst fast ein Bulle geworden wäre und noch vom Training in der Akademie Linz profitiert. Mit dem SKN hätte es heuer statt Platz sechs nach seiner Ansicht und jener seiner Kollegen schon noch ein bisschen mehr sein dürfen. Falls Balic bei der U21-EM zuschlägt, wird er den ersten Treffer seiner Gattin widmen.

weltfussball.at: Gratulation! Du wirst die Saison wahrscheinlich als bester Joker abschließen, hast drei Tore und vier Assists als Einwechselspieler.

Husein Balic: Danke! Es freut mich immer, wenn ich der Mannschaft zu Punkten helfen kann. Ich hätte mir gewünscht, dass ich öfters von Beginn an spiele, aber ich nehme die Jokerrolle auch an.

Sie kommt Deinen Stärken entgegen, oder?

Ja. Ein großer Faktor ist sicher meine Schnelligkeit. Wenn der Gegner müde wird, oder wir in Führung liegen, öffnen sich mehr Räume. Da habe ich sicher einen Vorteil.

Du hast im Herbst im Weststadion als Joker Andrei Ivan mit Gelb-Rot rausgenommen und danach das 2:0-Siegtor gegen Rapid gemacht. 48 Stunden später war Didi Kühbauer bei Rapid. Hat er sich schon bedankt?

(lacht) "Danke" habe ich keines gehört. An die Trainergeschichte habe ich beim Spiel gar nicht gedacht, obwohl wir die Spekulationen aus den Medien natürlich kannten. In unserer Kabine werde ich aber schon noch deswegen gehäkelt, so in die Richtung, dass ich ihm seinen Traum erfüllt habe.

Du spielst auf mehreren Positionen, meist am linken Flügel. Könntest Du als Rechtsfuß Deine Schnelligkeit rechts nicht noch mehr ausnützen? Links musst Du ja oft den Anker auswerfen.

Am wohlsten fühle ich mich am Flügel, am liebsten wirklich am linken Flügel, Stürmer geht aber auch. Wenn ich links spiele, versuche ich oft, selbst zum Abschluss zu kommen, deswegen der Haken nach innen. Von der Schnelligkeit her, ist es sicher besser, wenn ich rechts spiele. Aber so schlecht bitte ist mein linker Fuß ja auch wieder nicht. Eine Flanke bring' ich damit schon auch noch zusammen.

In der Meisterrunde hast Du Fabian Koch mit Rot runtergeholt. Der meinte: "Ich musste die Notbremse ziehen ... Balic ist einfach eine Rakete." Was mach Dich so schnell?

Ich glaube schon, dass da die Gene mitspielen. Wir haben aber hier mit Andreas Biritz einen super Fitness-Trainer, das wird jeder einzelne Spieler bestätigen. Und in der Linzer Akademie ist auch extrem professionell gearbeitet worden. Oberkörper und Schnelligkeit waren dort immer besondere Trainingsschwerpunkte.

Du hättest ja einst von Vorwärts Steyr fast zu Red Bull gewechselt, stimmt das?

Ja. Im November 2014 war ich dort auf Probe. Der damalige Trainer Peter Zeidler hat mir gesagt, dass sie mich nehmen wollen. Und beim ersten Vorbereitungsspiel mit Steyr habe ich mir dann das Kreuzband gerissen und das Thema war durch - gegen die SKN St. Pölten Juniors übrigens. Ich trauere dem aber nicht nach: Ich bin froh dass ich hier bin und wieder gesund.

Wie bist Du mit dieser Saison zufrieden?

Grundsätzlich sind wir zufrieden, dass wir ins Meister-Playoff gekommen sind. Wir haben jedes Spiel alles probiert. Wir haben nie gesagt, dass wir unbedingt in den Europacup müssen. Dass wir Sechster werden, ist schon etwas bitter. In manchen Spielen hätten wir uns mehr verdient gehabt, als letztlich heraus gesprungen ist.

Du bist im U21-EM-Großkader und wohl auch bei der Endrunde dabei. Wie sind Deine Erwartungen?

Es freut mich sehr, dass ich im Großkader bin. Der Trainer wird sich sicher alle Spieler genau anschauen. Wir haben starke Gruppengegner (Serbien, Dänemark und Deutschland, Anm.), da kann es vorkommen, dass wir mehr bei unserem Sechzehner spielen, als bei deren Sechzehner. Da könnte natürlich auch wieder was gehen mit meiner Schnelligkeit.

Für Dich ist die U21-EM eine große Chance, international in die Auslage zu kommen. Noch dazu wo Dein Vertrag im Sommer 2020 ausläuft?

Natürlich! Die U21-EM ist mittlerweile auch ein Großevent. Da träumst du schon davon, Tore oder Assists zu machen. Wenn ich treffen sollte, werde ich das erste Tor meiner Frau widmen. Letztes Jahr haben wir geheiratet. Jetzt wollen wir Spieler hier uns aber noch g'scheit von unseren Fans verabschieden und am Sonntag in Salzburg eine ordentliche Vorstellung abliefern.

Das Interview führte Thomas Schöpf