05.03.2014 13:40 Uhr

WM-Kandidaten im Form-Check

Hoffen auf ihren Platz im WM-Kader (v.li.): Per Mertesacker, Roman Weidenfeller und Lars Bender
Hoffen auf ihren Platz im WM-Kader (v.li.): Per Mertesacker, Roman Weidenfeller und Lars Bender

Rund drei Monate vor dem WM-Auftakt hat der Bundestrainer mehr offene Baustellen, als ihm lieb ist. Einige Spieler haben mit Verletzungen zu kämpfen, andere stecken seit Wochen in einem Leistungsloch. weltfussball macht den Formcheck.

Torhüter:

Manuel Neuer: War, ist und bleibt die unangefochtene Nummer eins. Auf der Linie eine Bank, hat seinen Strafraum im Griff und mutiert in München dank seiner fußballerischen Qualitäten hin und wieder sogar zum elften Feldspieler. Für den Welttorhüter gilt: Die WM kann kommen.

René Adler: Steht in der Schießbude der Liga und hatte seinen Anteil an der Flut an Gegentoren. Den Status als deutsche Nummer zwei hat der Hamburger bereits verloren, sein Platz im WM-Kader ist in ernster Gefahr.

Roman Weidenfeller: Seit Jahren eine feste Größe im Dortmunder Tor. Beweist seine Klasse auch auf der internationalen Bühne und überzeugt durchweg. Wäre nach aktuellem Stand die klare Nummer zwei.

Marc-André ter Stegen: Ein dicker Patzer in Braunschweig, ansonsten fast frei von jeder Kritik. Seine hervorragenden Reflexe auf der Linie und spielerischen Fähigkeiten könnten ihm einen Platz auf der Bank garantieren.

Ron-Robert Zieler: War lange fester Bestandteil der Nationalmannschaft, spielt in Hannover allerdings eine durchschnittliche Saison. Wird sich mit Adler und Ter Stegen wohl um den Statuts als Nummer drei streiten.

Abwehr:

Per Mertesacker: Behauptet sich in der Premier League Woche für Woche gegen die besten Stürmer der Welt. Hat das volle Vertrauen von Arsène Wenger und ist die große Konstante im Team der Gunners. Seine Vertragsverlängerung dürfte ihm noch mehr Aufwind geben.

Jérôme Boateng: Bayerns Innenverteidiger spielt eine richtig gute Saison und hat die individuellen Fehler auf ein Minimum reduziert. Wird von den Gegnern allerdings auch nur selten gefordert. War im abgelaufenen Jahr stets in der Nationalelf gesetzt und ist ein ganz heißer Kandidat auf einen Stammplatz.

Mats Hummels: Ist nach schwerer Verletzung noch längst nicht in der Form, die ihm einen Stammplatz bei der WM garantieren würde. Spielerisch vielleicht der beste deutsche Innenverteidiger, der allerdings schleunigst auf Touren kommen sollte.

Philipp Lahm: Über jeden Zweifel erhaben und seit gefühlten zehn Jahren in Topform. Am Kapitän führt für Löw kein Weg vorbei. Ob Lahm als Außenverteidiger oder im defensiven Mittelfeld aufläuft, spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Marcel Schmelzer: Sah in dieser Saison schon häufiger schlecht aus und ist weit von seiner Topform entfernt. Defensiv anfällig, offensiv unauffällig. Ist noch nicht in der Lage, die größte Baustelle im deutschen Team zu schließen.

Marcell Jansen: Wirkte in der Hinrunde oft überfordert und völlig deplatziert. Unter seinem ausgeprägten Offensivdrang litt meistens die Abwehrarbeit. In dieser Verfassung keine echte Alternative.

Heiko Westermann: Gleiches gilt für seinen Hamburger Teamkollegen, der das Spiel gegen Chile nicht umsonst von zu Hause aus schauen muss. In seiner aktuellen Form höchstens eine Notlösung.

Benedikt Höwedes: Leidet unter Formschwankungen, der verpassten Wintervorbereitung und hat nur zwei Drittel aller Spiele gemacht. Sein Vorteil: In Bestform eventuell eine Option für die Rechtsverteidigerposition.

Mittelfeld:

Sven Bender: Ist als Abräumer und Dauerläufer im Dortmunder Mittelfeld unersetzlich und kann zur Not auch in der Viererkette eingesetzt werden. Sollte er bis zur WM von Verletzungen verschont bleiben, wird der 24-Jährige mit im Flieger sitzen.

Toni Kroos: Spielt beim Rekordmeister seine vielleicht beste Saison. Extrem pass- und ballsicher und genau der Typ Spieler, den Löw in seinem Team haben will.

Lars Bender: Leidet unter der Leverkusener Durststrecke und kann bisher nicht so überzeugen, wie man das aus der Vergangenheit von ihm gewöhnt ist. Licht und Schatten wechseln sich regelmäßig ab.

Bastian Schweinsteiger: Der "Chef" im Mittelfeld hat seine Leidenszeit endlich hinter sich und bekommt im Verein die Minuten, die er braucht, um ins Rollen zu kommen. Bleibt die Frage, ob seine Einsatzzeit in der hochkarätig besetzten Münchener Zentrale bis zum Saisonende ausreichen wird, um wieder ganz der Alte zu werden.

Mesut Özil: Läuft seiner Form seit Monaten hinterher, wirkt gehemmt, lust- und glücklos. Steht völlig zu Recht im Kreuzfeuer der Kritik und muss in dieser Verfassung sogar um seinen Stammplatz bangen.

Sidney Sam: Tauchte nach einem guten Saisonstart zuletzt immer wieder ab. Erzielte in den letzten acht Spielen nur ein Tor und scheint gegen die Konkurrenz im Mittelfeld derzeit chancenlos.

Mario Götze: Findet sich nach anfänglichen Problemen immer besser in München zurecht. Ob als "falsche Neun", Flügelspieler oder Regisseur, der Neu-Bayer läuft auf allen Zylindern und hat seinen Platz im WM-Kader sicher.

Marco Reus: Leidet unter starken Formschwankungen. Spielt die Borussia gut, spielt Reus gut. Tauchte dafür bei der Sieglos-Serie gegen Ende der Hinrunde völlig ab und traf nur ein Mal in den letzten neun Bundesligaspielen. Von ihm muss in den nächsten Wochen mehr kommen.

Thomas Müller: Unberechenbar, torgefährlich und flexibel einsetzbar – sollte nichts Gravierendes mehr dazwischen kommen, müllert es im Sommer auch in Brasilien.

Julian Draxler: Schalkes Juwel muss viel Verantwortung tragen und wird dieser Rolle im Verein nicht immer gerecht. Auch er hat das ein oder andere Wehwehchen, verfügt aber auch über genügend Potenzial, um den Sprung in den Kader zu packen.

Kevin Großkreutz: Die Dortmunder Allzweckwaffe wird für Löw durch eben jene Vielseitigkeit interessant. Im Mittelfeld besteht nur wenig Bedarf, dafür könnte der Borusse eventuell die vakante Rechtsverteidigerposition einnehmen.

Sturm:

Miroslav Klose: Der "ewige Miro" spielt in Rom eine durchwachsene Saison, hat beim Bundestrainer aber einen Stein im Brett. Immer noch ein Vorbild in Sachen Einsatz, Wille und Erfahrung.

Mario Gomez: War mehrere Monate verletzt und wird in Florenz sehr behutsam an die Mannschaft herangeführt. Ist von seiner WM-Form meilenweit entfernt. Die Zeit wird knapp.

André Schürrle: Schwankt in London zwischen Bankdrücker, Joker und Matchwinner. Wenn er auf dem Platz steht, sorgt Schürrle direkt für Betrieb. Mehr Minuten im letzten Drittel der Saison täten ihm allerdings gut.

Lukas Podolski: Hat etwas Mühe, nach seiner langen Verletzung den Anschluss zu finden. Bekommt er von Arsène Wenger die dringend benötigte Spielzeit, ist er sofort präsent und stiftet Unruhe. Bringt zudem den unersetzlichen "Gute-Laune-Faktor" mit.

Max Kruse: Der Topscorer der Hinrunde leidet unter akuten Ladehemmungen und wartet seit geschlagenen 765 Minuten auf ein Tor. So ist der Gladbacher keine echte Alternative.

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Christian Schenzel

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