18.02.2020 16:22 Uhr

"Tuchels Sargnagel wird nicht der BVB"

Was reißen BVB, FC Bayern und RB Leipzig in der Champions League?
Was reißen BVB, FC Bayern und RB Leipzig in der Champions League?

Am Dienstag startet die Champions League mit den ersten Achtelfinalspielen in ihre K.o.-Runde. Aus deutscher Sicht kämpfen noch Borussia Dortmund, RB Leipzig sowie der FC Bayern München um den Henkelpott.

Im Meinungspanel beziehen drei weltfussball.de-Redakteure Stellung zu drei provokanten Thesen rund um die Chancen des Bundesliga-Trios in der Königsklasse. Besiegelt der BVB das Aus von Thomas Tuchel bei PSG? Zahlt RB Lehrgeld gegen José Mourinho und seine Spurs? Und zählt der FC Bayern zu den Titelfavoriten in der Königsklasse?

1. Der BVB besiegelt das Aus von Thomas Tuchel bei PSG

Christian Schenzel: Klare Sache: Ja! PSG war und ist nicht die Über-Mannschaft, zu der es gerne gemacht wird. Natürlich haben die Pariser eine überragende Offensive, diese hat der BVB aber auch. In der aktuellen Verfassung müssen Jadon Sancho und Erling Haaland keinen Vergleich scheuen - auch nicht den mit Neymar und Mbappé. 

In der Defensive haben beide Mannschaften ihre Schwächen. Warum diese beim BVB größer als bei PSG sein sollen, weiß ich nicht. Auch Paris hat in den letzten drei Spielen sieben Gegentore kassiert und ist anfällig. Kommt es zu einem "Wettballern", hat Dortmund eine sehr gute Chance, die Ära Tuchel zum zweiten Mal zu beenden.

Tobias Knoop: Nein, denn Tuchels Pariser sind zu stark für Favres Dortmunder. Zwar wird der BVB dank seiner Heimstärke mit einem ordentlichen Ergebnis ins Rückspiel in der französischen Hauptstadt. Dort ist aber wegen der bekannten Schwäche auch gegnerischen Plätzen nichts zu holen für die Schwarz-Gelben.

Ich glaube zwar nicht, dass Tuchel über den Sommer hinaus Trainer bei PSG bleibt. Dafür müsste er wohl die Champions League gewinnen (oder zumindest sehr weit kommen) und dafür schätze ich das Team um Neymar und Kylian Mbappé vor allem defensiv als zu schwach ein.

Tuchels Sargnagel wird allerdings nicht der BVB - so sehr sich das manche Menschen im Umfeld des Revierklubs auch wünschen mögen.

Mats-Yannick Roth: Jein, beide Mannschaften offenbarten zuletzt Schwachstellen in der Defensive, was zunächst mal viele Tore und beste Unterhaltung verspricht.

Persönliche Rechnungen müssen auf dem Rasen zwar keine beglichen werden, dennoch werden die BVB-Stars alles reinwerfen, um endlich mal wieder ein internationales Schwergewicht aus dem Spiel zu nehmen.

Der Dienstagabend im Dortmunder "Fußballtempel" wird eine Sternstunde der schwarz-gelben Saison, ehe sich die Borussia drei Wochen später auswärts ins Viertelfinale zittern wird. Tuchel wird das Ausscheiden zunächst als PSG-Coach überleben. Nach der Saison ist aber endgültig Schluss.

2. RB Leipzig zahlt Lehrgeld gegen José Mourinho und seine Spurs

Mats-Yannick Roth: Mut und Offensivgeist ist den Leipzigern nicht abzusprechen. Das verschafft Respekt und Anerkennung, gegen Tottenham aber in 180 Minuten keinen Erfolg.

Die Spurs werden die Sturmläufe der Leipziger aushalten und mit einer kontrollierten Defensivtaktik á la Mourinho zum Erfolg kommen.

RB war bereit für den Einzug in die K.o.-Runde der Königsklasse. Im nächsten Jahr geht's dann vielleicht sogar einen Schritt weiter.

Tobias Knoop: Die Gruppenphase überstanden die Leipziger für mich etwas überraschend sehr souverän als Gruppenerster - auch, wenn die Gruppengegner Olympique Lyon, Benfica und Zenit St. Petersburg natürlich nicht zur Crème de la Crème des internationalen Fußballs gehören.

Dort würde ich bei allem Respekt auch Mourinhos Spurs derzeit nicht einordnen. Zwar hat "The Special One" den Vorjahresfinalisten in der Premier League wieder auf Kurs gebracht und aus dem unteren Mittelfeld zurück in den Kampf um Platz vier geführt. Rein fußballerisch ist Tottenham aber nicht besser als RB.

Ich glaube aber dennoch, dass die Londoner sich aufgrund ihrer deutlich größeren internationalen Erfahrung durchsetzen. Von den Ergebnissen her wird das aber eine knappe Kiste.

Christian Schenzel: Das Spiel kommt für Leipzig zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Ja, das 3:0 gegen Bremen war überzeugend. Aber das war eben auch "nur" Werder Bremen. Die drei sieglosen Spiele davor waren kein Zufall. RB hat nicht mehr die Form aus der Hinrunde.

Tottenham ist eine andere Hausnummer, hat auf diesem Level mehr Erfahrung und mit der Finalteilnahme im letzten Jahr bewiesen, wie man wichtige Spiele gewinnt.

Auch der Faktor Mourinho spricht für die Spurs. Man kann von dem Portugiesen halten, was man will. Fakt ist aber, dass er 2013 zum letzten Mal in einer K.o.-Runde vorzeitig gescheitert ist. Mou weiß ganz genau, was zu tun ist, um ein Achtelfinale zu überstehen. Julian Nagelsmann muss das erst noch beweisen.

3. Der FC Bayern gehört zu den Top-Favoriten auf den Champions-League-Titel

Mats-Yannick Roth: Beim Blick in die europäischen Top-Ligen drängt sich die Frage auf: Welche Mannschaft hinterlässt derzeit einen stärkeren Eindruck als die Bayern, die sich in den letzten Wochen so richtig in Form ballerten? Bis auf den FC Liverpool fällt mir da kein Team ein!

Gegen Chelsea sind die Münchner favorisiert und werden sich auch durchbeißen. So lange der deutsche Rekordmeister den Reds danach noch aus dem Weg gehen kann, wird er auch im Wettbewerb bleiben. Und in einem möglichen Finale ist ja eh immer alles drin ...

Christian Schenzel: Nein. Liverpool ist deutlich stärker, ManCity sehe ich trotz "Liga-Krise" auch vor den Bayern. Gegen Barca, Real, Juve und PSG läuft es im besten Fall auf ein 50:50-Spiel hinaus. Von Top-Favorit kann also nicht die Rede sein.

Die Abwehrsorgen der Münchner sind nicht wegzudiskutieren. Auch ist und bleibt der Kader zu dünn, um auf allen Hochzeiten zu tanzen.

Ob ein Thiago auf der großen Bühne endlich mal performt, darf nach den letzten Jahren auch bezweifelt werden. Auch ein Robert Lewandowski muss nach sieben K.o.-Spielen ohne Tor deutlich mehr als in den letzten Jahren zeigen. Unterm Strich sehe ich bei Bayern einfach zu viele Fragezeichen, um sie zu einem Top-Favoriten zu erklären.

Tobias Knoop: Jein. Auf dem Papier zählen die Münchner sicherlich nicht zu den absoluten Titelfavoriten in der Königsklasse.

Gerade weil sie in dieser Saison nicht viele Experten auf dem Radar haben, könnten sie es aber sehr weit schaffen - zumindest deutlicher weiter als im letzten Jahr, als schon im Achtelfinale gegen den FC Liverpool Endstation war.

Chelsea werden die Bayern auf jeden Fall schlagen. Danach ist für das Team von Hansi Flick alles drin - sogar der Gewinn des Henkelpotts.

Liverpool sehe ich auch in dieser Saison ein Stück vor allen anderen Top-Teams. Hinter Mannschaften wie Real Madrid, Juventus, dem FC Barcelona oder Manchester City muss sich der FC Bayern aber nicht verstecken.

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