01.04.2020 13:18 Uhr

Heute vor 22 Jahren: Der Torfall von Madrid

Real Madrid vs. BVB: Der
Real Madrid vs. BVB: Der "Torfall von Madrid" erreichte schnell Kultstatus

14 Mal trafen Borussia Dortmund und Real Madrid in der Champions League bereits aufeinander - ein echter Evergreen der Königsklasse. Den denkwürdigsten Eindruck hinterließ jedoch das erste Duell des BVB gegen die Königlichen.

Wir schreiben den 1. April 1998: Unter den Augen von Tainer Jupp Heynckes bereitet sich Real Madrids Starensemble um Raúl, Roberto Carlos, Clarence Seedorf und Davor Šuker darauf vor, Titelverteidiger Borussia Dortmund im Halbfinal-Hinspiel der Champions League den Rang abzulaufen.

Plötzlich stellt ein unvorhersehbares Ereignis den Ablauf im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu völlig auf den Kopf: Noch bevor der niederländische Schiedsrichter Mario van der Ende die Partie anpfeifen kann, fällt das erste Tor - im wörtlichen Sinne.

>> Technische Daten: Real Madrid vs. Borussia Dortmund vom 1. April 1998

Denn nachdem spanische Fans den hinter einem der Tore angebrachten Schutzzaun erklimmen, der über ein Seil mit selbigem verbunden ist, bricht das Gehäuse unter dem Druck zusammen. Es sollen 76 Minuten vergehen, bis Van der Ende tatsächlich zur Tat schreiten und die Partie eröffnen kann.

"Wir konnten es uns nicht vorstellen, dass es so lange dauert, bis ein neues Tor installiert war. Darauf war natürlich auch keiner vorbereitet", erinnert sich der damalige BVB-Kapitän und heutige Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc später. "Das Schlimmste in solchen Situationen ist die Ungewissheit. Und du musst trotzdem die Spannung hoch halten."

Torfall von Madrid: Mit Improvisation zum Fernsehpreis

Der unerwartete Zwischenfall stellt allerdings nicht nur Akteure und Offizielle vor eine Herausforderung, auch der geplante Ablauf der TV-Liveübertragung war plötzlich für die Katz'. Während eifrige Helfer und eine eilig ins Leben gerufene Sonderkommission versuchen, das Tor wieder aufzubauen, müssen RTL-Kommentator Marcel Reif und Moderator Günther Jauch die Pause irgendwie überbrücken.

Eine Aufgabe, die das Duo äußerst unterhaltsam meistert: Nach einigen Minuten wird dem bis dato unsicher wirkenden Reif der im Fernsehstudio sitzende Jauch zugeschaltet. Im improvisierten Zusammenspiel der beiden, dem zeitweise auch Experte Toni Schumacher beiwohnt, wird die Situation nun fachmännisch und mit viel Ironie analysiert.

"Das erste Tor ist schon gefallen!", scherzt Jauch über den Äther. "Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan wie heute", lässt sich auch Reif einen verbalen Seitenhieb entlocken. Der Austausch erlangt beinahe auf Anhieb Kultstatus und bringt dem unverhofften Gespann später den Bayerischen Fernsehpreis ein.

Dass Reif und Jauch mit ihrer improvisierten Show richtig liegen, untermauert die Einschaltquote. Über 12,5 Millionen Zuschauer verfolgen das Verbalgeplänkel am TV-Bildschirm.

Real Madrid vs. BVB wird zur Nebensachea

Als die Partie um 22:01 Uhr schließlich doch noch angepfiffen wird - ein Tor vom Trainingsgelände Reals wurde im Stadion installiert - schaut nur noch etwa die Hälfte zu. Die eigentliche Partie um den Einzug in das Champions-League-Finale wird zur Nebensache. "Günther und ich haben Anarchie gemacht. Offensichtlich hat das den Menschen gefallen", erinnert sich Reif später in "Sport Bild".

Dass der BVB das Spiel schließlich nach Gegentreffern von Fernando Morientes und Christian Karembeu mit 0:2 verliert, ist kaum noch bekannt. Die Berichterstattung rund um den "Torfall von Madrid" dagegen ist auch noch 20 Jahre später unvergessen.

Zum Leidwesen der Königlichen: "Das Thema darfst du nie in Madrid erwähnen, da sind die sofort unter der Decke. Real schämt sich bis heute, weil das eine Blamage war", sagt Reif.

Julian Bischoff/Marc Affeldt

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