Duell mit Bayern: Salzburg reist in die Vergangenheit

Am Dienstag stehen sich mit Red Bull Salzburg und dem FC Bayern München zwei Klubs gegenüber, die weit mehr verbindet als die nur 140 Kilometer lange Autobahn zwischen beiden Städten.
Der Dienstag-Hit der Champions League gegen Bayern München (21:00 Uhr) ist für Red Bull Salzburg auf gewisse Weise auch ein Ausflug zu den eigenen Wurzeln. Denn ohne die Bayern gäbe es vielleicht auch die "Bullen" nicht. Schließlich war es die Münchner Legende und Wahl-Salzburger Franz Beckenbauer, der Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zum Einstieg in den Fußball motivierte. Gerade in der Anfangsphase werkte viel Personal mit Bayern-Vergangenheit in Salzburg.
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Darunter findet sich auch der aktuelle Bayern-Erfolgscoach Hansi Flick. Von Juli bis August 2006 arbeitete der ehemalige Bayern-Spieler als Co-Trainer von Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus - auch dieses Duo trug den Bayern-Stempel. Flicks Engagement allerdings währte nur zwei Monate, weil DFB-Teamchef Joachim Löw ihn zum Nationalteam lotste. "Eine lustige, interessante Zeit", meinte Salzburgs aktueller Sportdirektor Christoph Freund, der damals als Teammanager arbeitete, in der TV-Sendung "Sky90" am Sonntag.
Nicht ganz so lustig dürfte Matthäus diese Phase empfunden haben. "Es war alles anders geplant", erzählte er in derselben Sendung. Mit der plötzlichen Verpflichtung von Trapattoni sei sein ausgemachtes Engagement als Cheftrainer hinfällig gewesen, "dann ist alles durcheinandergekommen", erinnerte sich Matthäus. Flick sei "geschockt" gewesen, "er war da und ist eigentlich irgendwo nicht mehr gebraucht worden, weil Trapattoni auch zwei Trainer mitgebracht hat", betonte er. "Deswegen war ich für Hansi froh und glücklich, dass er weggekommen ist aus diesem Chaos, das damals in Salzburg geherrscht hat."
Salzburgs Übergang von der "Weißwurst-Filiale" zum Erfolgsklub
"'Weißwurst-Filiale' von 'Kaisers' Gnaden", nannte die "Kronen Zeitung" 2006 die Salzburger etwas despektierlich. Neben Matthäus, Trapattoni und Flick waren es in der Trainerriege auch der spätere Austria-Coach Thorsten Fink (Juniors, später Co von Trapattoni) beziehungsweise Sportdirektor Oliver Kreuzer und am Spielersektor Thomas Linke, Markus Steinhöfer und Alexander Zickler, die sich davor allesamt beim deutschen Rekordmeister verdingt hatten. Der einzige dieser Gruppe, der länger blieb, war Zickler, der den Klub erst 2019 gemeinsam mit Trainer Marco Rose als dessen Co Richtung Mönchengladbach verließ.
Er erlebte in Salzburg auch den Übergang vom vergleichsweise planlosen und international erfolglosen Modell hin zur Ära von Ralf Rangnick, der den Verein ab 2011 zur einer spielphilosophisch und personaltechnisch klaren Ausrichtung verpflichtete - und damit sowohl im Europacup als auch am Transfermarkt immer wieder für Furore sorgte. Mit dem aufsehenerregenden 3:0-Testsieg über die Bayern unterstrich dieses "Salzburg neu" im Jänner 2014 sinnbildlich die Emanzipation vom alten Weg, der maßgeblich mit den Münchnern in Verbindung gestanden war. Gerade am Dienstag würde die einstige "Weißwurst-Filiale" ihren Senf nur allzu gerne wieder dazugeben.
apa
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