01.05.2022 10:40 Uhr

Nagelsmann stellt den FC Bayern infrage

Beim FC Bayern war in dieser Saison mehrmals der Wurm drin
Beim FC Bayern war in dieser Saison mehrmals der Wurm drin

Auf den Meisterrausch folgt bei Bayern München schnell Katerstimmung. Julian Nagelsmann ist nach der Pleite in Mainz mächtig bedient - und fordert Veränderungen.

Nein, Julian Nagelsmann konnte und wollte nicht an sich halten. Nicht nach einem derart peinlichen Auftritt seiner wenig meisterlichen Mannschaft. Doch mit einer verbalen Watsch'n für seine Spieler hielt sich der gefrustete Trainer des FC Bayern nicht allzu lange auf - tatsächlich stellte er nach dem blamablen 1:3 (1:2) beim FSV Mainz 05 den deutschen Rekordmeister in Gänze infrage.

Es gehe nicht nur um die Mannschaft, betonte Nagelsmann, es gehe um mehr. "Wenn eine Unternehmung über Jahrzehnte sehr erfolgreich ist, dann ist irgendwann immer Zeit, ein bisschen etwas zu verändern", sagte er - und er sagte es nicht zum ersten Mal. Schon nach dem Ausscheiden in der Champions League gegen den FC Villarreal hatte er an den bisherigen Überzeugungen des Vereins gerüttelt.

An seinen Stars schien Nagelsmann nur eine Woche nach der rauschenden Meisterfeier schier zu verzweifeln. Die Abreibung durch starke Mainzer schlug ihm erkennbar aufs Gemüt.

Eine derart erschreckende Leistung sei nach dem gesicherten zehnten Titel in Folge zwar "ein Stück weit menschlich", meinte er, aber trotzdem "tragen wir noch das Logo auf der Brust. Das funktioniert einfach nicht".


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Doch damit nicht genug. Wenn es so wirke, "als müssten wir irgendeinen Dienst abhalten, dann ist das ein Punkt, an dem wir etwas verändern müssen", sagte Nagelsmann und betonte: "Und da sind wir gerade."

Jedes DAX-Unternehmen, das zu den erfolgreichsten gehören wolle, kenne dieses Phänomen. Er sei kein Mahner, versicherte Nagelsmann, "ich will ja auch nur, dass wir den Weg erfolgreich weitergehen. Du darfst den Punkt nicht verpassen." Den Moment für Neues.

Lewandowski-Poker hält den FC Bayern in Atem

Dass das überraschende Scheitern in der Champions League und das ebenso frühe wie blamable Pokal-Aus längst nicht verdaut sind, wurde einmal mehr deutlich. An der Säbener Straße stehen wichtige Entscheidungen an - weit über die kommende Saison hinaus.

"Wenn du sieben Titel in einem Jahr holst und zehnmal Meister wirst, ist irgendwann immer der Break-even, wo du sagst: 'Wir müssen jetzt was anders machen'", betonte Nagelsmann.

Offen ist dabei weiter, mit welchem Personal der Bayern-Trainer in den kommenden Jahren planen kann. Die andauernden Spekulationen um Robert Lewandowski halten den Klub in Atem.

Die Fronten scheinen verhärtet. Der Weltfußballer, den es ein Jahr vor Vertragsende angeblich zum FC Barcelona zieht, verschwand wortlos aus Mainz.

Kimmich legt den Finger in die Wunde

In der Saisonanalyse dürfte auch die Frage nach den ungewöhnlich häufigen Aussetzern der Bayern gestellt werden. Da wären Gladbach, Augsburg, Bochum oder Villarreal - und nun eben Mainz. Es gebe ihm sehr zu denken, "dass uns das jetzt zum wiederholten Male passiert", gab Joshua Kimmich am "ARD"-Mikrofon zu.

Jonathan Burkardt (18.), Moussa Niakhaté (27.) und Leandro Barreiro (57.) bestraften den lethargischen Rekordmeister, der Anschlusstreffer von Lewandowski (33.) änderte nichts. Es seien zu viele Niederlagen "in derselben Art und Weise", kritisierte Nagelsmann: "Wenn man ehrlich ist, kann Mainz heute acht oder neun Tore schießen."

Der Coach der Münchener vermisste "eine gewisse Grundleidenschaft", weitere Erklärungen wollte er zum bedenklichen Leistungsabfall aber nicht preisgeben. Dies sage er "intern", auch der Mannschaft, betonte Nagelsmann, "das ist nichts für die Medienwelt".

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