23.05.2023 14:18 Uhr

Hrubesch spricht über "großes Highlight der Karriere"

Horst Hrubesch spricht über den HSV-Erfolg im Europapokal der Landesmeister
Horst Hrubesch spricht über den HSV-Erfolg im Europapokal der Landesmeister

Vor 40 Jahren gewann der Hamburger SV den Europokal der Landesmeister. Im Interview spricht der damalige Kapitän der Mannschaft Horst Hrubesch über die Ausgangslage, das Spiel und die anschließenden Feierlichkeiten.

Im "SID"-Interview spricht der ehemalige HSV-Kapitän Horst Hrubesch über den Triumph von Athen, das Tor von Felix Magath und die Party danach.

Herr Hrubesch, was geht Ihnen als erstes durch den Kopf, wenn Sie an den 25. Mai 1983 denken?

Horst Hrubesch: Wir sind selbstsicher nach Athen geflogen. Ich kann mich erinnern, dass ich noch vor dem Warmmachen im Stadion etwas scherzhaft gefragt habe: "Wo muss ich denn gleich den Pokal abholen?" Dann bin ich mal die Tribüne hoch, da waren schon 30.000 bis 40.000 Italiener da. Die waren richtig begeistert, als ich die Treppe hoch bin - in meinem HSV-Trainingsanzug. Der Tag war ein großes Highlight in meiner Karriere.

Favorit war Juve, auch die italienische Presse hatte den HSV und auch Sie nicht richtig ernst genommen. War das ein zusätzlicher Ansporn?

Ich habe das wahrgenommen. Viele haben uns unterschätzt, mich haben sie unterschätzt - das war eigentlich mein Leben lang so. Das war schon so, als ich in Essen angefangen habe. Und auch als ich zum HSV kam, hieß es nach sechs, sieben Monaten: "Oh, Fehleinkauf." Das war nichts Neues, damit konnte ich gut leben. Entscheidender war etwas anderes.

Was?

1980 standen wir schon einmal im Finale, gegen Nottingham Forest haben wir 0:1 verloren - als Favorit. Nach Athen sind wir dann gefahren, um den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Es war eine Anspannung da, aber wir wussten, was wir konnten.

Der HSV hat in Trainingsklamotten den Platz besichtigt, bei Juve kamen Michel Platini und Co. im Designeranzug und mit Ledersplippern.

Das hatten wir gegen Nottingham. Da sind wir auch im Anzug aufgelaufen, mit HSV-Raute, Krawatte und so weiter. Und haben 0:1 verloren. Deswegen haben wir gesagt, das machen wir nicht wieder. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten. Dass sie uns unterschätzt haben, war dann nach 15 Minuten vorbei. Wir haben gewusst, wie man ein Finale spielt. Für uns war klar, dass wir bestimmen, wer die Partie für sich entscheidet - und das haben wir getan.

Wie lief der Tag vor dem Spiel ab?

Wer Ernst Happel kannte, der weiß, dass er seine Arbeit im Vorfeld gemacht hat. Wir haben Woche für Woche darauf hingearbeitet. Im Training war immer klar, was wir wollten, was wir machen. Morgens haben wir einen Spaziergang über einen Golfplatz gemacht, da war die einzige Frage, ob wir Platini in Manndeckung nehmen sollen. Am Ende hat Ernst Happel entschieden, dass wir ohne Manndeckung spielen. Dann haben wir ihn immer permanent übernommen. Ich habe nachmittags dann noch anderthalb Stunden geschlafen.

Wie haben Sie das Tor von Felix Magath in Erinnerung?

Er kam über die linke Seite, ging ein paar Meter. Felix hatte ja einen linken Huf, aus der Position konnte er flanken, aber auch abschließen. Solche Tore hat er öfter mal gemacht. In den Jahren danach habe ich Michel Platini immer mal wieder gesehen, das hat natürlich an ihm genagt. An uns hat die Partie gegen Nottingham auch genagt. Aber Michel und die anderen haben es auch anerkannt, als Sportler musst du das wegstecken. Dann musst du weitermachen. Und sie waren ja auch nicht unerfolgreich in ihrer Karriere.

Welchen Stellenwert hat der Titel für Sie persönlich?

Ich habe das immer ziemlich hoch aufgehängt. Für mich war immer wichtig, dass man kontinuierlich gut Fußball spielt. Wir mussten ja erst Deutscher Meister werden, um im nächsten Jahr den Europapokal der Landesmeister gewinnen zu können. Das ist ein Weg über zwei Jahre. Und wenn du so einen langen Weg gehst, macht es keinen Sinn, das Endspiel zu verlieren. Du hast alles dafür gegeben, alles dafür getan - und zwar die ganze Mannschaft. Und am Ende musst du dich einfach dafür belohnen.

Was hat die Mannschaft von damals ausgezeichnet?

Der Trainer hat gepasst, der Manager hat gepasst, es hat alles zusammengepasst. Und alle wollten den Erfolg. Wir sind hinterher ja auch noch Deutscher Meister geworden. Die Mannschaft war nicht satt, wir haben jedes Jahr von vorne angefangen. In fünf Jahren war der zweite Platz unsere schlechteste Platzierung in der Bundesliga. Wir haben eine Sicherheit gehabt. Die Mannschaft war komplett. Manni Kaltz, Ditmar Jakobs, Magath, Wolfgang Rolff, Uli Stein - das waren alles Weltklassespieler. Ich will nicht sagen, dass der Titel logisch war. Aber wir haben die Möglichkeit gehabt, ganz normal an diese großen Spiele ranzugehen. Und bei uns war immer klar: Wir wollen gewinnen. Das war nicht arrogant. Aber wir wussten, welche Qualität wir haben.

Wie war die Party danach?

Eigentlich ruhig. Wir wollten kurz danach ja noch Deutscher Meister werden, dafür mussten wir das letzte Spiel gewinnen. Deswegen war es kurz und bündig. Klar waren wir euphorisiert, es war schwierig einzuschlafen, aber wir haben nicht die große Party gemacht. Das haben wir dann nach der Meisterschaft geschafft - und das war doppelt so schön.

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