Salzburg - Twente: Janko erwartet 50:50-Duell
Zwei Herzen schlagen in der Brust von Marc Janko in den kommenden Tagen. Mit Red Bull Salzburg und Twente Enschede treffen am Dienstag (20.45 Uhr) in Salzburg und am 13. August (19.00) in den Niederlanden zwei seiner ehemaligen Clubs aufeinander, mit denen er viele Erfolge und schöne Erinnerungen verbindet. Die Chancen in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions-League beziffert er mit 50:50.
"Das ist ein unangenehmes Los für die Salzburger", ist Janko überzeugt. Den Tabellendritten der niederländischen Meisterschaft, der mit Ajax Amsterdam einen der großen Drei hinter sich gelassen hat, schätzt er im Gespräch mit der APA technisch und offensiv stark und mit enormem Rückhalt bei den Fans ein. "In Holland ist man immer darauf erpicht, dass man spielerische Lösungen findet, Offensivfußball spielen lässt und sich auch von hohen Pressing-Situationen nicht aus der Ruhe bringen lässt", erklärte Janko. Twente sei eine "technisch beschlagene Mannschaft, die im Offensivspiel jeder Mannschaft wehtun kann".
Gute Erinnerungen an Niederlande-Zeit
Eine, die trotz schwieriger Zeit mit finanziellen Problemen und Abstieg in die zweite Liga nie die Liebe seiner Anhänger verloren hat. Twente hat "in der Ehrendivision wieder den Weg nach oben gefunden und darf auf einen unfassbaren Fan-Rückhalt zählen. Dieser Verein wäre ohne die Fans nicht überlebensfähig gewesen, das ist dermaßen ein Fan-Verein. Jedes Spiel ist ausverkauft, die ganze Region lebt mit dem Verein mit, auch in der zweiten Liga waren sie immer ausverkauft".
Das war schon zu seiner Zeit so. Der Torjäger war im Sommer 2010 nach fünf Jahren in Salzburg nach Enschede gewechselt (als Nachfolger von Marko Arnautovic) und mit einer kolportierten Ablöse von 6,5 Millionen Euro damals der teuerste österreichische Kicker. Enschede hatte gerade seinen bis dato einzigen Meistertitel errungen, die erfolgreiche Titelverteidigung mit Janko wurde erst durch eine Niederlage in der letzten Runde verpasst. Nach seiner ersten Champions-League-Teilnahme, einem Cupsieg und zwei Erfolgen im Supercup zog Janko im Jänner 2012 zum FC Porto weiter.
"Enschede war meine erste Auslandsstation. Ich bin mit offenen Armen aufgenommen worden. Die eineinhalb Jahre waren geprägt von diesem unglaublichen Fanrückhalt. Das war etwas, was man eher selten im Fußball erlebt", erinnerte sich der einstige Stürmer, der kürzlich zum Abschiedsspiel seines Ex-Kollegen Wout Brama eingeladen war und den Kontakt zum einstigen Mitspieler und aktuellen Sportdirektor Jan Bruggink nie ganz abreißen ließ.
Auch an seine Salzburger Zeit von 2005 bis 2010 denkt Janko, der nun als Experte des TV-Senders Sky arbeitet, gerne zurück. Drei Meistertitel, der Torschützenkönig 2008/09 und die Wahl zu Österreichs Fußballer des Jahres 2008 stehen auf seiner Erfolgsliste als Roter Bulle. "Ich verbinde schöne Momente mit beiden Mannschaften, es ist aber eine komplett andere Geschichte. Dementsprechend habe ich beide Vereine in meinem Herzen, ich kann mich schwer für einen entscheiden", sagte Janko vor dem Duell seiner Ex-Clubs.
Überrascht über neuen Salzburg-Kapitän
So wie damals unterscheidet sich die Philosophie der beiden Vereine auch heute. "Enschede hat eher kontinuierlich weitergearbeitet, sich punktuell verstärkt. Salzburg ist eine große Unbekannte, was die Neuzugänge und den neuen Trainer betrifft", meint Janko.
Denn Salzburg hat wie jeden Sommer einen kleinen Umbruch hinter sich. Nachdem Sturm Graz die Titelserie der Bullen beendet hat, soll der niederländische Trainer Pepijn Lijnders den einstigen Abonnementmeister wieder auf Platz eins und in die Königsklasse führen. "Sie wollen einen dominierenden Fußball spielen mit schnellen Umschaltmomenten. Wie sie es aufs Feld bringen, ist die Unbekannte", erklärte er.
Janko sieht auch taktische Änderungen. "Ich glaube, Lijnders lässt ein bisschen anders als die bisherige Salzburg-Philosophie spielen, nämlich 4-3-3 und nicht 4-2-2-2", meinte der 41-Jährige, den die Wahl des neuen Kapitäns überraschte. Lijnders entschied sich für Leih-Torhüter Janis Blaswich, der neu beim Club ist. "Das fand ich interessant, dass man mit einem Neuzugang auch den neuen Kapitän ins Boot geholt hat. Das sagt schon etwas aus", äußerte sich Janko überrascht.
apa