Sturm will in Dortmund bestehen
Sturm Graz sehnt sich in der Champions League nach einem Erfolgserlebnis.
Nach drei missglückten Versuchen auf der Jagd nach Punkten baut sich die nächste Aufgabe als vermutlich schwierigste der Ligaphase auf. Am Dienstag (21.00 Uhr/live Sky) gastiert Österreichs Meister bei Borussia Dortmund. Das deutsche Schwergewicht hat die drei Zähler gegen den Außenseiter trotz einer Verletzungsmisere eingeplant. Mit 81.365 Zuschauern wird die Arena ausverkauft sein.
Der Respekt vor dem "Highlight-Spiel" in einem der größten Stadien Europas war bei Sturm groß. Allein das Einlaufen vor Dortmunds "Gelber Wand" dürfte für die Akteure der Grazer zum Erlebnis werden. Heimstark sind die Westfalen ohnehin: Fünf Siege in fünf Ligaspielen und ein 7:1 gegen Celtic Glasgow in der Champions League stehen zu Buche. In Ehrfurcht erstarren wollen die Gäste jedoch nicht. "Wir können bis zum Anpfiff genießen, aber dann voller Fokus auf das Spiel", meinte Verteidiger Niklas Geyrhofer vor dem Abflug aus Graz.
Nicht nur der Innenverteidiger sprach von einem Highlight, das auf Sturm warte. "Es ist richtig geil, dort hin zu fahren. Das ist für jeden einzelnen von uns etwas Besonderes", sagte Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic. Davon unabhängig müsse man sich auch in Dortmund etwas zutrauen, so der bosnische Teamspieler. Clubchef Christian Jauk sagte: "Wenn wir gerade bei diesem Match erstmals anschreiben, entspricht das einem kleinen Wunder. Aber der Fußball lebt von dieser Hoffnung." Auf das Wunder hoffen auch die mehr als 5.000 Fans der Steirer, die Sturm live vor Ort anfeuern wollen.
Für Sturm ist es die Europacup-Rückkehr nach Deutschland nach 19 Jahren Pause. Zuletzt gastierten die Steirer 2005 im Intertoto-Cup in Wolfsburg. Das damalige 2:2 war der einzige Punktgewinn Sturms in vier internationalen Auftritten gegen deutsche Clubs. Dass die Bühne Champions League in Dortmund noch größer als in Brest oder später Lille ist, liegt auf der Hand. "Diese Bühne gilt es zu nutzen", meinte Christian Ilzer.
Er selbst sei noch nie in Dortmund live dabei gewesen, merkte Sturms Coach an. "Es ist ein absolutes Highlight auch für mich." In der Vorbereitung war es für Ilzer dennoch wichtig, dem Ambiente nicht zu viel Bedeutung zukommen zu lassen. "Wir dürfen nicht zu sehr beeindruckt vor der Stimmung sein", merkte er an. Ilzer führte die "Wucht" der Gelben Wand - der rund 25.000 Zuschauer fassenden Fantribüne des BVB - an. "Wir müssen in die Aufgabe mutig reingehen, uns nicht verstecken, das Limit, aber auch das Momentum finden", so Ilzer. "Es gilt, im Kopf sich etwas zuzutrauen. Sonst ist man chancenlos." Zählen kann er auf Dimitri Lavalee. Der Belgier erlitt beim 1:1 gegen Rapid nach einem groben Foul eine tiefe Fleischwunde am Schienbein, meldete sich aber fit.
Sturm hat als einer von sechs Clubs - darunter auch Red Bull Salzburg - in der Königsklasse noch nicht angeschrieben. Gegen vermeintliche Gegner in Reichweite lief man hinterher. Bei Stade Brest (1:2) zum Auftakt und in den Heimspielen gegen Club Brügge (0:1) und Sporting Lissabon (0:2) mussten die Grazer zur Kenntnis nehmen, dass international jeder Fehler bestraft wird.
Dortmund hält bei sechs Punkten. Den klaren Siegen gegen Brügge (3:0) und Celtic folgte ein 2:5 bei Real Madrid. Trainer Nuri Sahin wurde danach für seine Wechsel kritisiert. Mit dem 2:1 gegen Leipzig verschaffte er sich am Wochenende wieder Luft. Marcel Sabitzer musste dabei mit Wadenproblemen vom Feld, am Montag gab der einst beim GAK zum Profi gereifte Steirer Entwarnung. Der 30-Jährige dürfte am Dienstag wieder im Mittelfeld einlaufen, da auch dort Not am Mann ist. Zehn verletzte Spieler beklagte Sahin von Torhüter Gregor Kobel über die Verteidiger Niklas Süle und Waldemar Anton bis hin zu Stürmer Karim Adeyemi.
Die Bank war gegen Leipzig mit Akteuren aus dem Drittligateam der Borussia besetzt. Rotieren sei nicht möglich, merkte Sahin an. Sturm stufte er als intensiv agierenden Kontrahenten ein. "Wenn man die letzten Jahre sieht, ist es ein Verein, der sehr vernünftig arbeitet. Die Konstanz ist außergewöhnlich, auch wenn man die Konkurrenz bedenkt, die dort herrscht", meinte Sahin. Sturm sei eine "Trainer-Mannschaft", die ihre Idee "sehr intensiv" durchziehe. "Das wird eine schwierige Aufgabe, definitiv." Sabitzer erinnerte, dass die Grazer national Salzburg "ein bisschen den Rang abgelaufen haben". Eines stehe für seine Dortmunder aber außer Frage: "Unsere Mission ist klar: Morgen gegen sie gewinnen."
apa