Erfüllter Kindheitstraum für SKN-"Notelf"
Der SKN St. Pölten hat Manchester City in der Frauen-Fußball-Champions-League noch ärgern können, den FC Barcelona aber nicht: Mit dem 0:7 am Dienstag im Estadi Johan Cruyff zum Abschluss der Hinrunde der Gruppe D war Österreichs Serienmeister noch gut bedient. Angesichts der aufgebotenen "Notelf" war das Debakel keine Überraschung. Die Aussichten für das Rückspiel am 21. November (21.00 Uhr) in der Wiener Generali Arena sind nicht besser, das Lazarett wird sich kaum lichten.
Beim knapp mit 2:3 verlorenen Heimspiel gegen ManCity hatte St. Pölten noch mit einem mutigen Auftritt über weite Strecken für Furore gesorgt und lange Zeit zumindest von einem Punktgewinn träumen können. Diese Strategie war auf spanischem Boden angesichts der Personalmisere keine Option, standen doch nur zwei fitte Wechselspielerinnen zur Verfügung. Tiefes Verteidigen war angesagt und das mit einer neuformierten Abwehr, in der Stürmerin Rita Schumacher als Rechtsverteidigerin und die Mittelfeldspielerinnen Kamila Dubcova und Anna Johanning im Zentrum der ungewohnten Fünferkette agierten.
Das Experiment ging zumindest in den ersten 30 Minuten auf, auch da Torfrau Carina Schlüter zweimal stark parierte. Danach folgten bis zur Pause aber fünf Gegentore. "Dass Barcelona als bestes Team der Welt eine ganz andere Klasse hat als wir, wissen wir natürlich. Trotzdem haben wir es in den ersten 30 Minuten richtig gut gemacht. Dann haben wir eine Viertelstunde die Räume nicht richtig besetzt, deutlich nachgelassen. In so kurzer Zeit so viele Gegentore zu kassieren, das geht natürlich nicht", resümierte Schlüter.
Sie verschätzte sich kurz vor dem Pausenpfiff bei einer Lopez-Flanke, nach der der fünfte Treffer folgte, sonst war sie ein sicherer Rückhalt. Nicht nur deshalb wird sie die Partie lange in Erinnerung behalten. "Mit dem Spiel in Barcelona ist ein großer Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Es hat richtig viel Spaß gemacht", verlautete die Deutsche. Auch Trainerin Liese Brancao hatte sich bei der Auslosung ein Duell mit der "weltbesten" Mannschaft gewünscht. Nach Teil eins war sie klarerweise "unzufrieden". "Sieben Tore sind zu viel", betonte die Brasilianerin.
Ganz überraschend kam die klare Niederlage nicht. "Es ist schwierig, das so schnell umzusetzen, weil wir normal was komplett Anderes machen", sagte die 43-Jährige. Immerhin könne man positive Aspekte mitnehmen. "Ich bin sehr stolz auf 60 Minuten, da haben wir gezeigt, dass wir auch tief verteidigen können, eine Sache, die wir so nicht gewohnt sind." Eine ähnliche Taktik wird auch im Rückspiel gefragt sein, zumal die Personalsituation angespannt bleibt.
Claudia Wenger und Jennifer Klein werden laut Brancao noch "vier bis sechs Wochen" fehlen, bei Sarah Mattner, Ella Touon, Mateja Zver und Leonarda Balog rechne man mit einer Ausfallsdauer von "zwei bis maximal drei Wochen". Izabela Krizaj könnte fit werden. Deshalb wäre es vermessen mit einem Heimerfolg liebzuäugeln. "Wir probieren es im Heimspiel besser zu machen, damit wir in zwei Halbzeiten insgesamt nur zwei Gegentore kriegen. Das wäre ein Traum gegen so einen Gegner", sagte Valentina Mädl.
apa