Nagelsmann ist Terminstress wegen der Klub-WM "egal"

Der Bundestrainer nominiert seinen Kader fürs Final Four der Nations League - und muss einige knifflige Entscheidungen treffen.
Marc-André ter Stegen? Ist zurück im Tor. Florian Wirtz? Wirbelt wieder. Kai Havertz und Niclas Füllkrug? Sind Joker. Antonio Rüdiger? Hat im Kraftraum sein Lächeln wieder gefunden. Und Jamal Musiala? Dreht gut gelaunt seine Laufrunden.
Von seinen vielen Rekonvaleszenten hat Julian Nagelsmann zuletzt positive Rückmeldungen bekommen. Dennoch steht der Bundestrainer vor der Nominierung des 26er-Kaders für das Final Four der Nations League am Donnerstag (11:00 Uhr) vor einigen schwierigen Entscheidungen.
Nicht jeder der ehemals Langzeitverletzten hat schon wieder die Spielfitness für ein K.o.-Duell wie jenes mit Portugal im Halbfinale am 4. Juni in München (20:45 Uhr/ZDF und DAZN). Die eingeplanten Nico Schlotterbeck und Tim Kleindienst fallen verletzt aus.
Und dass zahlreiche Kandidaten nach dem Mini-Turnier auch noch die U21-EM (11. bis 28. Juni) oder die Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli) spielen sollen, macht alles nur noch komplizierter.
Nagelsmann sieht sich nicht als Trainer, "der die Scheuklappen unten hat" und zu all dem kühl sagt: "Das ist mir egal." Ihm ist klar, dass es Härtefälle geben wird und er auf den ein oder anderen Profi verzichten muss - zum Wohle der Stars.
Nations League: Nagelsmann "kann keine Rücksicht nehmen"
Allzu viel Entgegenkommen sollten die Klubs aber nicht erwarten. "Es ist ein Finalturnier, da kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich glaube, das versteht auch jeder", sagte er nach dem Erfolg gegen Italien im Viertelfinale (2:1/3:3).
Ter Stegen, Wirtz, Havertz und Füllkrug, im März allesamt noch verletzt, sollten zurückkehren - zumal keiner von ihnen zur Klub-WM muss (sofern Wirtz nicht vorher noch zum FC Bayern wechselt). Bei Rüdiger und Musiala dagegen muss Nagelsmann genau abwägen: Beide Stammkräfte haben seit ihren Verletzungen noch keine Sekunde für ihre Vereine gespielt.
Der Münchner Aleksandar Pavlovic, der gegen Italien erkrankt gefehlt hatte, stünde ebenso wie Felix Nmecha aus Dortmund wieder bereit. Dafür steht im Mittelfeld hinter dem Stuttgarter Angelo Stiller ein Fragezeichen. Außenverteidiger Benjamin Henrichs (RB Leipzig) ist noch immer verletzt.
Im Sturm hat Nagelsmann mit der Rückkehr von Havertz und Füllkrug wieder Alternativen. Trotzdem liebäugelt er mit Stuttgarts Shootingstar Nick Woltemade, der allerdings bei U21-Coach Antonio Di Salvo fest eingeplant ist. Möglich, dass der Pokalfinalist beide Turniere bestreiten muss.
"Euphorie am Leben halten" ist das Ziel beim Final Four
Denn Nagelsmann hat auch schon den Kader für die WM-Mission 2026 im Kopf. Beim Final Four will er "ein Fundament schaffen, um titelreifer zu werden". Schon jetzt sollen möglichst viele Spieler das "Selbstverständnis für Siege" verinnerlichen.
"Es geht darum", sagte Nagelsmann, "das Bewusstsein zu schaffen, gegen jeden Gegner nicht nur mithalten, sondern auch gewinnen zu können."
Zugleich soll beim Mini-Sommermärchen mit dem Finale am 8. Juni in München "die Euphorie weiter am Leben" gehalten werden, wie Sportdirektor Rudi Völler betonte: "Deshalb wollen wir im Juni natürlich zeigen, wozu wir imstande sind." Ganz ohne Scheuklappen.