Inter zerlegt: Bitteres Ende für Arnautovic

Es war eine vielsagende Szene für Inter Mailand im Finale der Fußball-Champions-League: Beim Stand von 0:4 erhob sich ein konsternierter Marko Arnautovic von der Ersatzbank und setzte sich abseits am Rande der Coachingzone auf eine Eistonne. Der Wiener blieb dort bis zum Schlusspfiff, schüttelte immer wieder den Kopf und starrte entgeistert in die Luft. Die heftige 0:5-Abfuhr gegen Paris Saint-Germain in München dürfte der Schlussakt des 36-Jährigen bei Inter gewesen sein.
Weder für Arnautovic noch für Trainer Simone Inzaghi sowie dessen routinierte Truppe gab es ein Happy End nach einer Saison mit Höhen und Tiefen und ohne Titel. Das Schlimmste erfolgte allerdings beim Saisonhöhepunkt am Samstag. "PSG demütigt Inter", lautete der einhellige Tenor in den italienischen Gazetten. Während Arnautovic frustriert in den Katakomben der Münchner Arena verschwand, später wortlos in den Inter-Bus einstieg und nun zum Nationalteam reist, fand Inzaghi klare Worte. "Es hat sich absolut nicht nach meinem Inter angefühlt. Für uns ist das eine schwere Niederlage. Man muss dem Gegner Respekt zollen, aber wir haben kein gutes Finale gespielt", sagte der 49-Jährige.
"Wir haben uns den Sieg nicht verdient"
So sehr wie Inter im Halbfinale gegen Barcelona noch auftrumpfte, so sehr fiel man im Finale auseinander. Die Nerazzurri bekamen von Beginn an keinen Zugriff aufs Spiel und mussten frühzeitig die klare Überlegenheit von Paris anerkennen. Federico Dimarco und auch Denzel Dumfries waren auf den Flanken den wirbelnden Désiré Doué und Khvicha Kvaratskhelia hoffnungslos unterlegen, im Mittelfeld bekamen die Lombarden Vitinha und Fabian Ruiz nicht in den Griff. "Wir haben uns den Sieg nicht verdient. Es ist schwer, Worte dafür zu finden. Aber wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen", erklärte Dumfries.
Der Niederländer berichtete, dass Inzaghi in der Pause verärgert das fehlerhafte Spiel seiner Mannschaft thematisiert hatte. "Er hatte allen Grund auf uns sauer zu sein. Er hatte mehr von uns erwartet." Die Ansprache half nur wenig, auch in Hälfte zwei blieb Inter unter den Erwartungen. "Wir haben Tore kassiert, die wir normalerweise nicht zulassen", meinte Inzaghi. "Es ist enttäuschend, aber es macht nicht zunichte, was wir geleistet haben. Wir hätten es heute besser machen müssen, ich in erster Linie. Aber die Jungs haben in dieser Saison Unglaubliches geleistet. Diese Gruppe verdient ein großes Lob", versuchte der Trainer positiv zu resümieren.
Umbruch bei Inter kündigt sich an
Fakt ist allerdings, dass Inter auf eine titellose Saison zurückblickt und wie 2023 eine Finalpleite in der Königsklasse erlitt. Inzaghi verpasste damit die Krönung seiner Trainerlaufbahn. Für einen Teil seiner Truppe wie Arnautovic, Francesco Acerbi, Henrich Mchitarjan oder Yann Sommer war es vermutlich die letzte Chance auf den Henkel-Pott.
Bei den Mailändern zeichnet sich jedenfalls ein Umbruch ab. Ob dieser unter Inzaghi, dem lukrative Angebote aus dem Ausland vorliegen sollen, erfolgt, ist ungewiss. "In den nächsten Tagen wird es ein Treffen mit dem Club geben, und wir werden darüber sprechen. Nach einer Finalniederlage ist die Verbitterung zu groß, um klar denken zu können", blieb der Trainer vage.
Inter-Präsident Giuseppe Marotta wies darauf hin, dass Inzaghis Vertrag noch ein Jahr Gültigkeit hat. "Er hat in den letzten vier Jahren bewiesen, dass er der Rolle, die er innehat, würdig ist. Eine enttäuschende Nacht macht nicht alle seine Leistungen zunichte. Wir werden uns treffen und miteinander reden", sagte Marotta. Er wies aber darauf hin, dass Italien nicht mehr die Finanzkraft von früher habe. "Wir können nicht mit Vereinen wie PSG konkurrieren, die mit praktisch unbegrenzten Budgets arbeiten. Dennoch ist 'Made in Italy' nach wie vor ein Produkt, das Großes leisten kann."
apa