27.06.2018 20:46 Uhr

Belgien mischt durch - Three Lions im "Kane-Dilemma"

Gareth Southgate und Harry Kane (r.)
Gareth Southgate und Harry Kane (r.)

Pause für die Stars oder mit Volldampf zum Gruppensieg? Gareth Southgate fahndet vor dem Topduell mit Belgien nach dem Königsweg.

Gareth Southgate grübelt und grübelt. Der Teammanager der Three Lions steht vor einem Dilemma - es ist sein persönliches "Harry-Kane-Dilemma". Southgate braucht vor dem Topduell der beiden Geheimfavoriten England und Belgien zum Vorrundenabschluss ganz viel Empathie. Der 47-Jährige fahndet nach dem Königsweg, der perfekten Turnierformel.

"Harry weiß, dass das Team an oberster Stelle steht", sagte der Trainer mit Blick auf eine mögliche Pause des bislang besten Torjägers des Turniers. Und genau das ist das Problem. Kane hat nach seinen fünf Treffern längst den "Goldenen Schuh" im Visier, er will bei der WM in Russland seinen Fußabdruck in den Geschichtsbüchern hinterlassen. Und trotz des bereits erreichten Einzugs ins Achtelfinale in Kaliningrad am Donnerstag (20:00 Uhr) wieder auf die Jagd gehen.

"Es ist seine Entscheidung, aber natürlich will ich bei meiner aktuellen Form weiterspielen", sagte Kane, der auf der Insel für große Hoffnungen sorgt. England spürt längst, dass bei der Weltmeisterschaft etwas geht. Dass die Mischung aus erfahrenen Kräften und Jungstars stimmt, dass der Teamspirit sie weit tragen kann. Die Briten wissen - wie aber auch die Belgier - nach zwei Siegen gegen Tunesien (2:1) und Panama (6:1) das Momentum auf ihrer Seite. Der Traum vom ersten WM-Titel seit 52 Jahren lebt.

Southgate hebt Wert der Standards hervor

An der positiven Entwicklung hat Southgate einen entscheidenden Anteil. Wissbegierig hat sich der Mann aus Watford 2016 in die Aufgabe gestürzt, die er von Sam Allardyce übernahm. Dieser war über eine investigative Story zur Umschiffung von Transferregeln gestürzt. Southgate machte sich sofort an seinen Masterplan und entdeckte mit den Standards eine wichtige Komponente. Stundenlang sezierte er Videos von Spanien und Deutschland bei den WM-Siegen 2010 und 2014.

"Die Standards waren ein größerer Faktor, als es viele Leute realisiert haben", sagte Southgate der "BBC". Seitdem sind die Situation ein permanenter Bestandteil des Trainings - mit Erfolg. Schon sechsmal jubelte England in Russland infolge ruhender Bälle. Ein anderes Erfolgsgeheimnis ist die Mannschaftsführung von Southgate, der sich auch beim NFL-Klub Seattle Seahawks neue Anregungen holte.

Nun steht er bei der Aufstellung für das Belgien-Duell vor einer kniffligen Aufgabe. Um die Ersatzspieler bei Laune zu halten und mit den Kräften der ersten Elf hauszuhalten, wäre eine größer angelegte Rotation hilfreich. Doch damit könnte Southgate sein Topteam aus dem Flow bringen.

Er wird wohl den Mittelweg mit punktuellen Veränderungen wählen. "Das Spiellevel wird hoch sein, wahrscheinlich höher als wenn es keine Veränderungen geben würde", sagte Southgate am Mittwoch. Belgiens Trainer Roberto Martinez kündigte einen großzügigen Austausch an.

Belgien mischt durch

Topstürmer Romelu Lukaku (4 Tore) ist angeschlagen, "das Spiel könnte einen Tag zu früh kommen", sagte Martinez. Die Bundesliga-Profis Michy Batshuayi (Dortmund) und Thorgan Hazard (Mönchengladbach) dürfen auf eine Chance hoffen.

Für Kane und Co. ist unterdessen klar, dass es eine Zockerei auf den einfacheren Turnierweg - und damit womöglich auf Rang zwei - nicht geben darf. Schon bei der EM 2016 dachte England, es hätte eine leichte Auslosung erwischt. Dann kam Island.

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