21.06.2019 07:14 Uhr

"Messi, Pelé oder Baggio ist das schon passiert"

Nach der 1:3-Niederlage rückte der Aufstieg in weite Ferne
Nach der 1:3-Niederlage rückte der Aufstieg in weite Ferne

Österreichs U21-Nationalteam hat die gute Ausgangsposition im Kampf um einen Platz im EM-Semifinale aus der Hand gegeben. Nach der 1:3-Niederlage gegen Dänemark ist der Aufstieg in weite Ferne gerückt. "Fehlende Frische" wurde von vielen Seiten als Hauptgrund für die erste Niederlage in der zweiten Partie genannt. Zudem war der vergebene Elfmeter von Christoph Baumgartner großes Thema.

Der erst in der 67. Minute eingetauschte 19-jährige Mittelfeldspieler trat in der 73. Minute nach Foul an Sascha Horvath vom Punkt an und scheiterte an Dänemark-Goalie Daniel Iversen. Was die Sache noch bitterer machte, war, dass Baumgartner nicht als Elferschütze eingeplant war. Der als Nummer eins vorgesehene Marko Kvasina war bereits ausgetauscht, der dahinter gereihte Horvath wurde bei der Aktion gefoult und könnte gemäß dem ungeschriebenen Gesetz, dass der Gefoulte nicht antreten soll, verzichtet haben. Als dritter Spieler wäre Kevin Danso vorgesehen gewesen.

Nach Spielschluss konnte die Situation nicht aufgeklärt werden. Auch Teamchef Werner Gregoritsch tappte im Dunkeln. "Wir haben ganz klar eine Einteilung gehabt, ich habe aber noch nicht nachgefragt, was passiert ist", sagte der 61-Jährige. Baumgartner hatte sich den Ball ziemlich rasch geschnappt. "Er war sich sicher, dass er das Tor macht. Du kannst da von außen nicht einwirken", meinte Gregoritsch.

"Lehre fürs Leben"

Baumgartner erlebte damit extrem bittere erste U21-EM-Minuten. "Er ist eines der größten Talente. Dass es danebengeht, war für uns alle keine schöne Sache, aber in erster Linie für ihn selbst. Es wird ihm eine Lehre sein fürs Leben", sagte der Steirer. Auf das Talent verbal hinhauen, wollte er nicht. "Messi, Pelé oder Baggio im WM-Finale ist das schon passiert. Es wäre fatal den Spieler zu verdammen, ein Spieler ist sicher nicht der Sündenbock für die Niederlage", erläuterte Gregoritsch, der die Sache mit seinen Spielern "noch genau" besprechen wollte.

Einer davon ist Xaver Schlager, der der vergebenen Chance nachtrauerte. "Baumi hat sich gut gefühlt, ist mit viel Selbstvertrauen hingegangen, hat ihn aber nicht gemacht. Es ist blöd gelaufen, er wird daraus lernen und ihn nächstes Mal reinhauen", sagte der Salzburg-Mittelfeldspieler.

Das war keinesfalls der Hauptgrund für die Niederlage. Die ÖFB-Elf konnte was die defensive Stabilität betrifft, nicht an den 2:0-Sieg gegen Serbien anschließen. Dänemark, das auch zwei Aluminiumtreffer verzeichnete, hätte früher den Sack zumachen können. "Wir haben nicht die nötige körperliche und geistige Frische und Aggressivität gehabt, sind nicht in der Lage gewesen richtig dagegenzuhalten", resümierte Gregoritsch. Man musste die Rechnung für den hohen Aufwand im Auftaktspiel bezahlen.

Wolf nicht ersetzbar

Zudem konnte man den Ausfall von Hannes Wolf nicht kompensieren. Marko Kvasina wurde nach einer farblosen Vorstellung nach 55 Minuten ausgetauscht. "Ihm ist leider nichts gelungen", so Gregoritsch. Ein Sieg hätte trotzdem herausschauen können, wenn Baumgartner den Elfmeter verwandelt hätte. "Deshalb ist die Niederlage sehr bitter", so Gregoritsch.

Verdient war sie alle Mal. "Wenn wir den Elfmeter machen, gewinnen wir wahrscheinlich das Spiel, aber aufgrund der Leistung war es eine verdiente Niederlage", gab sich Sandro Ingolitsch als fairer Verlierer. Der Rechtsverteidiger wirkte ratlos. "Es hat bei dem ein oder anderen so gewirkt, dass er ein bisschen lasch und müde ist", so Ingolitsch.

Der ungewohnte Drei-Tages-Spielrhythmus sei laut Gregoritsch ein Faktor gewesen. Ein anderer war die Leistung der technisch und spielerisch starken Dänen, bei denen Genks Joakim Mähle mit einem Doppelpack (33., 77.) herausragte. "Die Dänen haben uns sehr gut analysiert und den Matchplan perfekt umgesetzt", lobte Ingolitsch.

Österreich schaffte das vielleicht auch deshalb nicht, da einige Akteure damit begonnen hatten, mit dem Semifinale zu spekulieren. "Ich glaube nicht, dass das wen gehemmt hätte, sondern eher motiviert", betonte Ehrentorschütze Philipp Lienhart. Der Aufstieg ist nun plötzlich weit entfernt.

"Chance lebt noch"

Österreich muss darauf hoffen, dass die ausgeschiedenen Serben gegen Dänemark punkten, dann würde jeder Sieg gegen die Deutschen für das Weiterkommen reichen. Sollte Dänemark siegen, müsste die ÖFB-Truppe mit drei Toren Unterschied gegen die DFB-Truppe gewinnen.

"Ich muss einfach versuchen, die Mannschaft aufzurütteln", verlautete Gregoritsch. Die hat noch nicht resigniert. "Die Chance lebt noch, das wissen wir alle. Jetzt heißt es den Blick nach vorne zu machen, den Kopf hoch zu nehmen und weiter geht es", gab Innenverteidiger Stefan Posch die Marschroute vor. Gespielt wird am Sonntag wieder in Udine.

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apa

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