06.05.2020 00:08 Uhr

Als Happel mit Feyenoord die Welt veränderte

Ernst Happel wird nach Feyenoords Meistercupsieg gefeiert
Ernst Happel wird nach Feyenoords Meistercupsieg gefeiert

Am 6. Mai 1970 gewann Feyenoord Rotterdam mit Trainer Ernst Happel und Spielmacher Franz Hasil den Meistercup und legte damit den Grundstein für den Ruf des niederländischen Fußball als Vorzeigemodell.

Feyenoord Rotterdam feiert am Mittwoch seine große Sternstunde, die man vor 50 Jahren unter Trainerlegende Ernst Happel erlebt hat. Der Klub holte am 6. Mai 1970 in Mailand mit einem 2:1-Finalsieg nach Verlängerung gegen Celtic Glasgow den Meistercup. Es war der Grundstein für eine Hegemonie des niederländischen Fußballs.

Dreimal in Serie ging die wichtigste Trophäe im europäischen Klubfußball danach an Ajax Amsterdam. "Auch wenn sie dir in Amsterdam erzählen, dass sie den Cup viermal gewonnen haben, wir waren die Ersten", sagte Happels damaliger Kapitän Rinus Israël in einem Interview mit dem Magazin "Voetbal International".

Israël gelang beim Showdown vor 50 Jahren im San Siro in der ersten Hälfte der Ausgleich. Für die Entscheidung sorgte der schwedische Legionär Ove Kindvall in der 117. Minute nach einem langen Ball, den Celtic-Kapitän Billy McNeill nicht zu klären vermocht hatte. Aufseiten der Niederländer jubelte mit dem herausragenden Spielmacher Franz Hasil auch einer der größten ÖFB-Legionäre der Geschichte.

Happels Feyenoord als Begründer des niederländischen Vorzeigemodells

Feyenoord war als Außenseiter ins Finale gegangen, nachdem Celtic zuvor im Halbfinale auf eindrucksvolle Art und Weise Leeds United ausgeschaltet hatte. Die Schotten hatten zudem mehr Erfahrung auf der großen Bühne, hatten sie den Meistercup doch bereits drei Jahre zuvor erobert.

Die Happel-Truppe deutete ihr Potential aber bereits in der zweiten Runde an, als sie Titelverteidiger AC Milan eliminierte. Im Finale folgte eine Glanzleistung, die den Ruf des niederländischen Fußball als Vorzeigemodell begründete. Happel ließ seinem Team in Ballbesitz viele Freiheiten, im Kampf gegen den Ball machte es aber die Räume eng - zu dieser Zeit ein innovativer Zugang.

"Bemerkenswert Rotterdams glänzende Technik, die Sicherheit in der Realisierung von Happels taktischem Konzept", schrieb die Austria Presse Agentur am 6. Mai 1970. "Die Kaltblütigkeit, mit der in der Abwehr der Ball gehalten, der aufbauende Pass bevorzugt wurde, wie schnell das - im übrigen durchaus beherrschte - Mittelfeld überwunden wurde und wie viele Chancen den Stürmern eröffnet wurden."

Feyenoord-Legenden erinnern sich an legendäre Saison

Happel wiederholte den Meistercupsieg 1983 mit dem Hamburger SV. Mit Hasil und Feyenoord gewann der Wiener 1970 auch den Weltpokal sowie nach 1969 noch 1971 einen zweiten Meistertitel. Für den großen Aha-Effekt in Europa sorgte sein Team aber an jenem Mittwoch im Mai in Mailand.

"Es war der Moment, als ein Klub eines anderen Landes (außerhalb der großen europäischen Ligen) gewonnen hat und plötzlich jeder aus diesem Land daran geglaubt hat, das ebenfalls schaffen zu können", erinnerte sich Mittelfeldspieler Wim Jansen. Ajax, mit dem legendären Johan Cruyff, wurde in den folgenden Jahren mit seinem "Voetbal Total" zum Seriensieger.

Sieben von Feyenoords Meistercupsiegern von 1970 standen vier Jahre später im Kader des niederländischen Nationalteams, das erst im WM-Finale Gastgeber Deutschland unterlag. 1978 mussten sich die "Oranjes" unter "Wödmasta" Happel gar erst in der Verlängerung des WM-Endspiels Argentinien geschlagen geben.

"Feyenoord hat die Art und Weise, wie Fußball gespielt wird, in dieser Zeit viel mehr verändert als es Ajax später getan hat", meinte der frühere Happel-Schützling Wim van Hanegem. "Wir haben mit Offensivgeist gespielt, haben den Ball schnell bewegt, hatten vorne Geschwindigkeit und waren entschlossen in den Zweikämpfen. Diese ganze Saison (1969/70) hatten wir nie irgendwelche Zweifel."

apa

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