08.12.2020 07:36 Uhr

Der BVB und das Witsel-Dilemma

Axel Witsel sucht beim BVB nach seiner Top-Form
Axel Witsel sucht beim BVB nach seiner Top-Form

In seiner dritten Saison beim BVB tritt Axel Witsel längst nicht mehr so dominant auf wie in den Vorjahren. Vor dem Wiedersehen mit Ex-Klub Zenit St. Petersburg am Dienstagabend (ab 18:55 Uhr im LIVE-Ticker) steht der Belgier bei vielen Anhängern der Borussia in der Kritik. Trainer Lucien Favre vertraut seinem Führungsspieler dennoch uneingeschränkt.

Als auf der Pressekonferenz vor dem Dortmunder Auswärtsspiel in Russland Witsels Name fiel, geriet Favre ins Schwärmen.

"Er ist sehr wichtig für die Mannschaft, weil es seine Rolle ist, vor der Abwehr das Spiel zu machen. Und das ist natürlich immer eine wichtige Rolle", stellte der Schweizer unmissverständlich klar, warum in seinem Team kein Weg am 31-Jährigen vorbeiführt.

In acht von zehn Bundesligaspielen stand Witsel bislang in der Startelf, meist spielte der Routinier durch. Dass in Fankreisen trotzdem über ihn und seine Form diskutiert wird, hängt vor allem mit seiner ungewohnt zurückhaltenden Art auf dem Platz zusammen.

Witsel will sich beim BVB durchbeißen

Witsel, eigentlich ein Antreiber par excellence, wirkte in den vergangenen Wochen oftmals erschöpft, zuweilen gar träge. Das brutale Pensum seit Beginn der Corona-Pandemie will der 110-fache Nationalspieler allerdings nicht als Ausrede gelten lassen.

"Wir haben viele Spiele, aber ich fühle mich gut. So müde bin ich nicht", betonte Witsel auf der PK in Dortmund. Wohl wissend, dass die personell arg gebeutelte Mannschaft ihn aktuell mehr denn je braucht.

Auffällig ist, dass Witsel seine Torgefahr zuletzt eingebüßt hat. In seiner ersten Saison in Dortmund hatte der zentrale Mittelfeldmann wettbewerbsübergreifend sechs Tore erzielt, im Jahr darauf waren es immerhin vier Treffer sowie fünf Vorlagen. 2020/2021 steht dagegen noch die Null.

Auch abseits nackter Zahlen drängt sich der Eindruck auf, dass Belgiens Fußballer des Jahres 2008 zurzeit irgendwie gehemmt spielt. Zu selten geht Witsel mit gutem Beispiel voran, wenn das extrem junge BVB-Team einen Anker braucht. Offensive Impulse sind zudem eine Seltenheit geworden.

Dabei sprechen nicht alle Werte gegen den erfahrenen Profi: Im Vergleich zur vergangenen Bundesliga-Spielzeit hat Witsel seine Zweikampfquote von 53,48% auf 56,76% steigern können. Die durchschnittliche Laufleistung ist dagegen von 9,96 Kilometern pro Spiel auf 9,24 gesunken.

Derzeit keine große Konkurrenz im Mittelfeld des BVB

In gewisser Weise kommt Witsel die derzeitige Verletzungsmisere bei der Borussia nun sogar entgegen. Mit Thomas Delaney und Mahmoud Dahoud fallen zwei direkte Konkurrenten in der schwarz-gelben Schaltzentrale in St. Petersburg aus.


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Wären alle Mitbewerber fit, hätte der 31-Jährige gegen Zenit durchaus draußen bleiben können. Manch einer hätte dann von einer dringend benötigten Verschnaufpause gesprochen, andere vielleicht sogar von einer Wachablösung. So oder so wäre Witsel sicher nicht glücklich gewesen, nur Zuschauer zu sein.

Aller Voraussicht nach wird der Fanliebling mit der außergewöhnlichen Frisur aber auch am Dienstagabend wieder zur Startelf zählen. Witsel muss die Zähne zusammenbeißen, gleichzeitig jedoch versuchen, die für sein Spiel extrem wichtige Abgeklärtheit zurückzuerlangen.

Dass er sich nicht unterkriegen lassen will, machte er am Tag vor der Begegnung noch einmal deutlich. "Wir wollen die Gruppe als Erster beenden und auf die Siegerstraße zurückkehren", gab Witsel die Marschroute für sich und seine Teamkollegen vor.

Es wird Zeit, Worten Taten folgen zu lassen.

Heiko Lütkehus

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