4-Augen-Gespräch wirkt: "Baumi" dankt Rangnick

Es war wohl die Szene des Spiels: Christoph Baumgartner erzielte am Freitag bei Österreichs 3:1 im EM-Duell mit Polen das vorentscheidende 2:1 und sprintete daraufhin direkt zu Teamchef Ralf Rangnick, den er innig umarmte - als Dank dafür, dass ihn der Teamchef noch einmal extra motiviert hatte. Beim 0:1 gegen Frankreich hatte der Niederösterreicher noch einen Sitzer ausgelassen, nun strahlte er im Berliner Olympiastadion mit der "Man of the Match"-Trophäe.
Die vergebene Chance gegen die Franzosen war nicht spurlos an Baumgartner vorübergegangen. "Du schießt in fünf Länderspielen immer ein Tor, und dann in dem, das wirklich zählt, keines. Da hinterfrage ich mich auch, warum der nicht drin ist", gestand der Leipzig-Profi.
Seine Selbstzweifel wurden von Rangnick beiseite gewischt. Der Deutsche schickte Baumgartner noch auf der Fahrt ins Stadion ein Foto aufs Smartphone, auf dem der 24-Jährige im Leipzig-Trikot in Jubelpose zu sehen war. "Aber ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war, wenn ich mir die erste Hälfte anschaue", scherzte Rangnick.
Vor der Pause fand Baumgartner überhaupt nicht in die Partie, kam auf dem rechten Flügel offensiv kaum zur Geltung und leistete sich unerklärliche Fehler. Danach bat Rangnick seinen Schützling in der Kabine zum Vier-Augen-Gespräch. "Er hat sich Zeit für mich genommen und mir Mut zugesprochen. Er hat mir klar gemacht, dass er mir vertraut und dass er weiß, dass ich in solchen Spielen den Unterschied machen kann. Wir haben ein gutes Verhältnis und ich bin extrem froh, dass er noch bei uns ist", erzählte Baumgartner.
"Mich ist's dann überkommen"
Die Entscheidung zum Jubellauf Richtung Rangnick sei spontan gefallen. "Mich ist's dann überkommen. Ich wollte etwas zurückgeben und zeigen, dass ich dem Trainer extrem dankbar bin." Rangnick berichtete vom Inhalt des Gesprächs: "Ich habe ihm gesagt: 'Du bist so ein wichtiger Spieler, wir brauchen dich mindestens in Normalform.'"
Baumgartners Steigerung nach dem Seitenwechsel war aber wohl nicht ausschließlich auf die Unterredung mit Rangnick zurückzuführen. "Die Umstellung von außen ins Zentrum hat ihm sicher gutgetan", meinte Rangnick.
Von seinen Spielern fiel durch den insgesamt dritten EM-Sieg in der ÖFB-Historie große Last ab. "Wir sind alle brutal erleichtert, es war schon gehöriger Druck auf uns. Das Mittagsschlaferl war sehr kurz, viel ist nicht gegangen", berichtete Baumgartner. Nun aber hat man Appetit auf mehr. "Jetzt geht's erst richtig los", kündigte der 40-fache Internationale (16 Tore) an. "Wir haben noch einiges zu tun, aber der Sieg war wichtig für den Kopf."
Durch das 3:1 ist nicht nur die Achtelfinal-Teilnahme ganz nah - das ÖFB-Team wurde auch seinen Vorschusslorbeeren gerecht, schließlich war man in internationalen Medien des Öfteren als Geheimfavorit bezeichnet worden. "Das ist eine Auszeichnung. Wir haben sehr gute Nationen geschlagen und hatten in den letzten Monaten einen Riesenlauf, dann wird schnell in großen Sphären gedacht. Aber wir als Mannschaft konnten das immer gut einschätzen", versicherte Baumgartner.
apa