19.04.2020 15:00 Uhr

Die Sturm-und-Drang-Zeit von BATE scheint vorbei

Vitaliy Rodionov enteilt Manuel Weber und Milan Dudić
Vitaliy Rodionov enteilt Manuel Weber und Milan Dudić

BATE Borisov hat in der Champions League einige Sternstunden gefeiert, daheim Siege gegen die Bayern (3:1), Athletic Bilbao (2:1) oder AS Roma (3:2) gelandet. Vitaliy Radionov (Bild oben) kam von 2006 bis 2017 alleine auf 96 Europacupeinstätze und 20 Tore. Der sportliche (Corona-)Alltag sieht jedoch gerade beim weißrussischen Rekordmeister richtig trist aus.

Rückblende: Österreichs Meister Sturm Graz konnte im Herbst 2011 den Millionenregen schon riechen. Die letzte Hürde vor der damals mit 7,2 Millionen Euro Startgeld dotierten Champions-League-Gruppenphase hieß BATE Borisov. "50:50" bezifferte Trainer Franco Foda die Aufstiegschancen.

Nach einem 1:1 im Playoff-Hinspiel in Minsk vor 15.550 Zuschauern verlor Sturm in Graz mit 0:2 und statt Foda, Kapitän Manuel Weber, Mario Haas und Co. durften wieder die Weißrussen vom Kuchen naschen - damals in einer Gruppe mit Milan, Barça und Viktoria Plzeň.

Sturm wäre Österreichs erster Vertreter in der Eliteliga seit Rapid 2005 gewesen. BATE erreichte zwischen 2008 und 2016 fünf Mal die Gruppenphase und heimste nicht zuletzt wegen der satten Prämien nebenbei eine Meiterschaft nach der anderen ein und und löste 2016 Dinamo Minsk als weißrussischen Rekordchampion ab.

Mittelmaß in der Liga und bei den Zuschauern

Aktuell hat BATE - die Initialen stehen für Borisov Automobil- und Traktor-Elektrik- aber immer wieder Aussetzer. Samstag kam der Vizemeister daheim gegen Torpedo-BelAZ Zhodino über eine Nullnummer nicht hinaus und liegt im Cempionat nur auf Platz 7. Davor hatte man auch das Hinspiel im Cup-Halbfinale bei FK Slaviya Mozyr 0:1 verloren.

In der Champions League war diese Saison schon in der 2. Runde gegen Rosenborg BK Endstation. Zum Heimspiel (im September) pilgerten noch fast 13.000 Zuschauer ins modernste Stadion des Landes, die 2014 eröffnete Borisov Arena.

Samstag verirrten sich nur 652 Zuschauer in die Borisov Arena. 2019 stellte BATE mit einem Schnitt von 5.049 Besuchern noch einen vereinseigenen Ligarekord auf. Nur Diego Maradona wollten im weißrussischen Cempionat in Brest noch mehr sehen (8.839). Dabei hockte er als Vorsitzender von Dinamo Brest bloß ein paar Mal auf der Tribüne.

>> Maradona nach Meistertitel von Brest euphorisch

Zuschauer werden aufgepappt

Akuell sehen in Brest (Bild vom 12. April) mehr Pappkameraden den regierenden Meister, als echte Zuschauer. Die Cempionat-Fans dürfen nur mit einem Mund-Nasen-Schutz-Masken nach einer Fieberkontrolle hinein (Bild aus Minsk vom 3. April).

Die Gebrüder Hleb haben unterschiedliche Ansichten

BATE Borisovs prominentester Ex-Spieler Aliaksandr Hleb hatte den Ligastart heftig kritisiert und noch gehofft, dass Staatspräsident Alexander Lukashenko nach ein paar Wochen einlenken werde. Er bleibe daheim bei seiner Familie, verriet er in einem Interview.

Hlebs knapp zwei Jahre jüngerer Bruder Vyacheslav - der sich in Europas Top-Ligen nie durchsetzen konnte - sieht das Ganze offenbar nicht so eng. Er ist Samstag beim Zweitligaspiel für Arsenal Dzerzhinsk gegen Oshmyany FK (0:3) aufgelaufen - vor 175 Fans.

ts

 

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