23.03.2021 11:22 Uhr

Wirtz und Musiala: Die Zukunft beginnt jetzt

Florian Wirtz (l.) und Jama Musiala stehen vor ihren Debüts in der A-Nationalmannschaft
Florian Wirtz (l.) und Jama Musiala stehen vor ihren Debüts in der A-Nationalmannschaft

Jamal Musiala und Florian Wirtz sind hochtalentierte Offensivspieler mit ganz unterschiedlichen Wegen zur Nationalmannschaft.

Florian Wirtz wirkte zwischen den "Großen" noch ein wenig verloren, als er im Rapper-Shirt sein DFB-Köfferchen ins Hotel zog. Das 17 Jahre alte Supertalent soll bei der Nationalmannschaft lernen, das hat ihm Bundestrainer Joachim Löw aufgetragen - nicht nur auf dem Platz. "Erstmals gehört zu unserem Betreuerstab ein Lehrer, weil Florian Abitur macht", berichtete DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Jamal Musiala, 18, büffelt für den Führerschein. Auch er kam schüchtern daher, vielleicht erinnerte er sich an den Moment, in dem er im Allerheiligsten ehrfürchtig in der Ecke gestanden hatte. "Ich habe mich nicht getraut, mich auf den Platz von jemand anderem hinzusetzen", erzählte er über seinen ersten Besuch in der Kabine von Bayern München.

Gut, dass Musiala, wie Wirtz ein maximal talentierter Offensivspieler, sein halbes Team mitbringt. Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und drei weitere "Bayern-Bodyguards" werden ihm den Einstieg erleichtern. Musiala kann unbeschwert durchstarten, er kommt aus einer Blase des Erfolges - bei Wirtz sieht das anders aus.

Löw freut sich schon auf die Youngsters

Der Jungprofi von Bayer Leverkusen hat gerade eine Corona-Erkrankung überstanden, sein Vereinstrainer Peter Bosz wurde am Dienstag gefeuert. Da fällt es schwerer, im Training die erfahrenen Mitspieler voller Zuversicht anzudribbeln. Lehnen kann sich Wirtz an die breite Brust seines Vereinskollegen Jonathan Tah.

Musiala und Wirtz: Die Zukunft beginnt jetzt. "Es ist gut, wenn ich sie sehe, das ist ein Fingerzeig Richtung Turnier", sagte Löw vor dem Auftakt der WM-Qualifikation gegen Island am Donnerstag (20:45 Uhr bei RTL). Es öffnet sich eine Riesenchance auf die EM-Kaderplätze 21 oder 22.

Löw wird seine Jungstars "mit riesigem Potenzial" keinesfalls ins kalte Wasser werfen. "Es gehört zu unserer Verantwortung, sie Schritt für Schritt heranzuführen", sagte er. "Sie sollen die Abläufe lernen."

Damit sie eben nicht hilflos herumstehen oder "sechs-, siebenmal den Wecker überprüfen", wie Musiala es vor seinem ersten Bayern-Training tat. Er darf sich willkommen fühlen: Bierhoff und Löw überzeugten ihn davon, dass eine Entscheidung für die deutsche Nationalmannschaft die richtige ist.

Musiala hat auf sein Gefühl gehört

"Ich habe auf mein Gefühl gehört", sagt Musiala, der mit sieben Jahren aus Fulda für neun Jahre nach England zog: "Ich habe zwei Kulturen in mir." Derzeit sei noch eher sein englischer Akzent im Deutschen zu hören als umgekehrt. Der Weg von Wirtz, der schon als Siebenjähriger Angebote von Bundesligisten hatte, führte hingegen ohne Umwege durch sämtliche U-Nationalmannschaften.

Löw hat beiden keine rosaroten Wölkchen gemalt. Es wäre reizvoll, Musiala mit einem ersten Pflichtspieleinsatz endgültig an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu binden. "Die Spiele sind zu wichtig", betonte aber Löw, "wir haben keinerlei Versprechungen gemacht."

Der Bayern-Block will Musiala im Wortsinne stärken. Goretzka, der sich 2020 selbst innerhalb weniger Monate vom Schmächtigen zur "Maschine" transformierte, gab Musiala mit: "Er wird zu leicht weggeschoben. Da werden wir sehen, dass wir ein bisschen was draufkriegen." Für einen breiteren Auftritt - auch in der Kabine.

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