Applaus für klaren Nagelsmann-Appell zum Jahresabschluss

Julian Nagelsmann sieht seine Nationalspieler vier Monate nicht. Den nächsten Gegner der DFB-Fußballer erfährt der Bundestrainer am Freitag.
Nach der letzten Ansprache des Jahres von Julian Nagelsmann an seine Mannschaft brandete Applaus auf. Der Ärger über den strittigen Last-Minute-Elfmeter war schnell verflogen, der Bundestrainer schwor seine Nationalspieler lieber auf die bevorstehenden Ziele ein.
"Wenn wir 2025 genau so angehen wie wir 2024 bestritten haben, werden wir 2026 deutlich präparierter sein als wir es 2024 waren", sagte Nagelsmann vor der Abreise aus Budapest im Morgengrauen und schob hinterher: "Ich denke, dass da viel entstehen kann."
Viel entstanden ist bereits in den vergangenen zwölf Monaten, daran änderte auch das fade 1:1 (0:0) zum Abschluss in Ungarn nichts. "Wir lagen im November am Boden und standen wegen der Heim-EM unter Druck", erinnerte Nagelsmann, der die erfolgreiche Trendwende einleitete, nun aber etwas traurig ist, dass er bis zum Viertelfinale in der Nations League im März nicht mit der Mannschaft arbeiten kann. "Das Wir-Gefühl, das ich spüre, hatte ich noch nie, das ist einmalig. Das hat mir persönlich viel gegeben", sagte Nagelsmann.
Nationalmannschaft: Nagelsmann freut sich auf jeden Gegner
Langweilig wird dem 37-Jährigen bis Weihnachten aber nicht. Am Freitag (12:00 Uhr) wird im Schweizer Nyon der erste DFB-Gegner des neuen Jahres ermittelt. Italien, Kroatien oder Dänemark im März - Nagelsmann ist es egal. "Es sind unterschiedliche Mannschaften, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden. Alle haben ihren Reiz", sagte er.
Auf Florian Wirtz muss er im Viertelfinal-Hinspiel verzichten. Der Leverkusener wurde nach seiner Einwechslung in Budapest nach einem taktischen Foul zum zweiten Mal im Wettbewerb verwarnt.
"Ich ärgere mich ein bisschen über die Gelbe Karte für Flo. Es ist aber wie es ist. Wir werden einen anderen guten Spieler auf den Platz bringen", sagte Nagelsmann.
Eine Überblick über die Alternativen nicht nur für Wirtz verschaffte er sich in Ungarn, als er ein auf neun Positionen verändertes Team auf den Rasen schickte. Leroy Sane drängte sich in der Offensive auf, Nico Schlotterbeck untermauerte seinen Status als Nummer drei in der Innenverteidigung hinter Antonio Rüdiger und Jonathan Tah. Startelf-Debütant Felix Nmecha gelang sein erster Länderspieltreffer (76.).
Nationalmannschaft: Nagelsmanns Ärger über spätes 1:1 in Ungarn
Im Tor überzeugte Alexander Nübel, im neuen Jahr wird das Jobsharing zwischen dem Stuttgarter und Oliver Baumann allerdings beendet. "Wir müssen einem Torhüter das Vertrauen geben und werden uns bis März entscheiden", kündigte Nagelsmann an. Er hat allerdings weiterhin die Hoffnung, "dass Marc-André ter Stegen bis zur WM-Qualifikation wieder zur Verfügung steht".
Die Gegner für das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada werden am 13. Dezember in Zürich ermittelt. "Wir haben ein ganz großes Ziel vor Augen: Eine gute Qualifikation zu spielen, hoffentlich die Nations League vorher zu gewinnen und idealerweise eine sehr gute WM zu spielen", sagte Nagelsmann. Auch Sportdirektor Rudi Völler zählt das DFB-Team bei der WM "zu einem Kreis, mit dem zu rechnen ist".
Der unglückliche und umstrittene Ausgleich durch Dominik Szoboszlai (90.+9) nach einem Handspiel von Robin Koch war da fast schon wieder vergessen. Joshua Kimmich legte nach dem verspielten elften Sieg des Jahres aber den Finger in die Wunde.
"Wir müssen auch aus so einem Spiel lernen und das dreckige 1:0 über die Zeit bringen", forderte der Kapitän. Die Ziele sind schließlich hoch, das hatte Kimmich aus Nagelsmanns letzter Ansprache klar herausgehört - und applaudiert.