16.02.2016 10:40 Uhr

Gary Neville als Coach auf Prüfstand

Gary Neville hat als Spieler eine erfolgreiche Karriere hinter sich. Zwei Triumphe in der Champions League und neun Meistertitel mit Manchester United, dazu 85 Länderspiele für Englands Nationalteam sprechen für sich. Als Coach muss sich der 40-Jährige aber erst beweisen. Bei Rapids Europacup-Gegner Valencia, seiner ersten Station als Chefcoach, ist es bisher nicht nach Wunsch gelaufen.

Der ehemalige Weltklassespieler hätte den sechsfachen spanischen Meister als Nachfolger des Portugiesen Nuno Espírito Santo nach seinem Amtsantritt Anfang Dezember zurück auf die Erfolgsspur führen sollen. Das gelang bisher aber nicht wirklich, erst im zehnten Anlauf durfte sich der Engländer am Samstag mit dem 2:1-Erfolg gegen Espanyol Barcelona über seinen ersten Ligasieg freuen.

Dass er den überhaupt noch auf der Bank miterleben durfte, war wohl seinen guten Beziehungen zum Geschäftsmann und Vereinsboss Peter Lim zu verdanken, der ihn vorerst als "Feuerwehrmann" installiert hatte. Ohne diese Unterstzützung wäre wohl spätestens am 3. Februar nach dem 0:7-Debakel im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey beim FC Barcelona, der höchsten Niederlage seit der 0:7-Pleite im UEFA-Cup 1993 beim Karlsruher SC, Schluss gewesen.

Duell Neville - Barisic nun auch auf der Betreuerbank

Neville verfiel aber nicht in Panik und arbeitete konzentriert weiter. Dass auch dank der Unterstützung von Sportdirektor Jesus Garcia Pitarch, für den Neville der disziplinierteste Mensch ist, den er jemals im Fußball-Geschäft gesehen habe. Dass Neville ein absoluter Fachmann ist, ist unbestritten. Nicht nur wegen seiner Karriere, sondern auch wegen seiner erfolgreichen Zeit als TV-Analyst.

"Das Besondere ist nicht der gegnerische Trainer Neville, sondern die Mannschaft, der Verein und dass wir gegen so einen im Sechzehntelfinale spielen dürfen", sagte Rapid-Trainer Zoran Barisic. Vor fast 20 Jahren kreuzten die beiden heutigen Betreuer noch als Spieler auf dem Feld die Klingen.

Der Valencia-Coach spielte in jener United-Mannschaft, die Rapid in der Champions League 1996/97 zwei Mal mit 2:0 besiegte. Im Old Trafford wurde Barisic in der 63. Minute eingetauscht. "Ich kann mich noch erinnern, dass ich brennheiß war, weil wir verloren haben und ich nicht von Anfang an gespielt habe", betonte der Rapid-Coach nun rückblickend.

Leiberltausch mit "Bua" Solskjær

Zudem erzählte Barisic eine Anekdote: "Auf dem Weg zur Kabine ist mir ein kleiner 'Bua' entgegengekommen und hat mich um mein Leiberl gefragt, das hab ich ihm dann gegeben und er hat mir seines gegeben. Ich war schon so heiß und habe mir gedacht, sogar die 'Ballschanis' tauschen da die Leiberl mit den gegnerischen Spielern, aber es war Ole Gunnar Solskjær, der gegen uns ein Tor gemacht hat."

Manchester United hatte damals eine große Mannschaft. "Es war die sogenannte 92er-Generation, wo Alex Ferguson auf einmal viele junge Spieler hochgezogen hat, die dann über eine Periode unheimlich guten Fußball gespielt haben", erklärte Barisic.

Neville hofft auch als Trainer auf den Durchbruch

Neville hofft nun auch als Trainer auf den Durchbruch. Da wartet bei Valencia viel Arbeit, ist es doch das Ziel von Mäzen Lim, der den Verein 2014 übernommen und vor dem Bankrott bewahrt hatte, an die goldene Ära von 1999 bis 2004 anschließen zu können. Damals erreichte Valencia nicht nur zwei Mal das Finale der Champions League (2000, 2001), sondern gewann auch den UEFA-Cup (2004), die spanischen Liga-Titel fünf und sechs (2002, 2004) sowie den spanischen Cup (1999).

Von solchen Erfolgen war der sechsfache Meister in der jüngeren Vergangenheit weit entfernt. Den letzten Titel gab es 2008 im Cup, in der Liga gab es zuletzt Rang vier, davor die Pätze acht, fünf und zwei Mal drei. Die vierte Kraft hinter dem FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid zu sein ist eigentlich das Minimalziel. Besonders bitter ist da aktuell, dass ausgerechnet der kleine Nachbar Villarreal auf Rang vier liegt und Valencia in den Schatten stellt. Die Neville-Elf läuft Gefahr zum ersten Mal seit 1988 eine Saison außerhalb der Top Ten zu beenden und ist aktuell nur Zwölfter.

Das junge Trainerteam, dem mit Bruder Phil Neville, der seit Sommer bei Valencia ist, und Miguel Angel Angulo zwei weitere prominente Ex-Profis angehören, soll das verhindern. Dafür erhalten sie neuerlich routinierte Hilfe in Person von Pako Ayestaran, der seit Montag als zusätzlicher Assistenztrainer im Amt ist.

Gary Neville war während seiner aktiven Karriere nur für Manchester United tätig, absolvierte in der Premier League als Rechtsverteidiger 398 Spiele. Die Champions League konnte er 1999 und 2008 stemmen. Etwas mehr als ein Jahr nach seinem Karriereende heuerte er im Mai 2012 als Co-Trainer von Englands Nationalteam an. Diese Funktion hat er nach wie vor inne.

Mehr dazu:
>> Valencia kann doch noch gewinnen

apa

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