14.03.2017 11:30 Uhr

Ein Comeback und zwei Neue im ÖFB-Team

ÖFB-Teamchef Marcel Koller glaubt weiter fest an die Teilnahme an der WM in Russland
ÖFB-Teamchef Marcel Koller glaubt weiter fest an die Teilnahme an der WM in Russland

Österreichs Teamchef Marcel Koller hat am Dienstag seinen Kader für das WM-Qualifikationsspiel in Wien gegen Moldau (24. März, ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) sowie den Test am Innsbrucker Tivoli gegen Finnland (28. März, ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) bekannt gegeben. Neu im Kader sind Guido Burgstaller, Daniel Bachmann und Stefan Lainer.

Das Comeback von Guido Burgstaller im Nationalteam ist alles andere als eine Überraschung. Der im Winter vom deutschen Zweitligisten 1. FC Nürnberg zum FC Schalke 04 gewechselte Stürmer stellte in dieser Saison da wie dort seinen Torriecher unter Beweis. Mit insgesamt 20 Toren in 28 Pflichtspielen hat sich Burgstaller dem Teamchef richtiggehend aufgedrängt. Er verdrängte Lukas Hinterseer aus dem Kader.

"Guido ist viel unterwegs, er reißt Löcher", sagte Koller. "Er hat gezeigt, dass er Tore schießen kann." Im Nationalteam gelang Burgstaller dies in neun Länderspielen nicht. Koller vermutete, dass ihm damals die "nötige Ruhe gefehlt" hat. Scherzhaft merkte er an, ihm notfalls ein blaues Dress überstreifen zu wollen.

Wer steht im Tor?

Durch den am Montag offiziell gemachten Rücktritt von Tormann Ramazan Özcan aus dem Nationalteam muss sich Marcel Koller zudem die Einserfrage stellen. Den Gedanken trug Rambo schon im vergangenen Sommer in sich. "Wir konnten uns einigen, dass er weiter dabei ist." Vor vierzehn Tagen gab es ein weiteres Gespräch. Özcan wird zum zweiten Mal Vater, die Prioritäten ändern sich. "Er war nicht immer die Nummer eins, hat aber für das Team einen extrem hohen Wert gehabt", so Koller. "Der Zeitpunkt ist nicht optimal, aber die Entscheidung ist immer zu respektieren. Ein herzliches Danke für seinen vorbildlichen Einsatz."

Die etatmäßige Nummer eins Robert Almer ist nach seiner schweren Knieverletzung im Herbst bis mindestens Sommer kein Thema. Altach-Keeper Andreas Lukse, der beim Test gegen die Slowakei im Dezember debütierte, ließ seine muskulären Probleme zuletzt von ÖFB-Physiotherapeut Mike Steverding behandeln. Einberufen hat Koller Lukse trotzdem, ebenso wie Frankfurt-Reservist Heinz Lindner (8 Länderspiele). Neu im Bunde ist der ehemalige U21-Teamkeeper und Stoke-Legionär Daniel Bachmann, der in Vergangenheit stets auch auf Abruf stand.

Wer letztlich gegen Moldau im Tor stehen werde, ließ Koller offen. "zu früh", so der Schweizer. "Ein Neuer wird auf Herz und Nieren getestet, Lukse hat drei Wochen lang nicht gespielt." Lindner hätte aber zuletzt gezeigt, dass er der Nervenprobe eines "Kaltstarts" durchaus gewachsen ist. "Er hat die zwei Spiele (von Frankfurt, Anm.) gut gemacht, war nicht nervös."

Der von vielen Beobachtern als möglicher Kandidat gehandelte Marco Knaller (SV Sandhausen) findet sich anders als Mattersburg-Schlussmann Markus Kuster nicht einmal auf der Abrufliste. "Wir haben uns für die jüngere Variante entschieden", so Koller über die Entscheidung zwischen Bachmann und Knaller und verwies darauf, dass er "in den letzten zehn Jahren nie ein Thema" gewesen wäre. Das hatte Gründe, die nicht nur sportlicher Natur sind. Im Vorfeld der U20-WM 2007 kam es zwischen dem ÖFB und der Familie Knaller zu einem Bruch, der wohl nicht zu kitten ist..

Veränderte Abwehrkette

Mit Stefan Lainer steht statt Stuttgart-Reservist Florian Klein ein neuer Rechtsverteidiger im Aufgebot. Klein findet sich nur auf Abruf, ebenso wie Moritz Bauer. Der Kazan-Legionär ist gebürtiger Schweizer und bekam die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Klein die Streichung mitzuteilen, tat dem Teamchef weh. "Wir haben praktisch fünf Jahre zusammengearbeitet. Auch bei Salzburg hat er nicht immer gespielt", so Koller. Dennoch wäre ihm nun der Rhythmus wichtiger. "Das heißt nicht, dass er weg vom Fenster ist." 

Der Rhythmus war es auch, der gegen Bauer sprach. Die russische Meisterschaft ist erst zwei Runden alt. Lainer und auch Lazaro sind da naturgemäß weiter. Von Stefan Lainer erwartete sich Koller daher "mehr Biss und Leidenschaft. Er hat es verdient einmal ins Nationalteam zu kommen und sich zu präsentieren."

Mit Markus Suttner ist nur ein "echter" Linksverteidiger dabei, dazu natürlich David Alaba, der diese Position bei Bayern spielt, aber im Team primär für das Mittelfeld vorgesehen ist. "Ich wusste immer, dass er links hinten spielen kann", meinte Koller. Die beharrlichen Dispute mit Journalisten im vergangenen Jahr scheinen wie weggewischt. Kevin Wimmer ist ebenfalls eine Option, zumal im Kader insgesamt fünf Innenverteidiger stehen.

Systemfrage

Das bedeutet freilich auch, dass das Thema Dreierkette auch nach der EM, als Koller in der ersten Halbzeit des Schicksalsspiels gegen Island eine solche aufs Feld schickte, aktuell bleibt. Überhaupt dürfte Marcel Koller zwischen mehreren Aufstellungsvarianten überlegen. Auch eine Doppelspitze scheint gegen Moldau möglich, vielleicht sogar drei Stürmer. 

Kapitän Julian Baumgartlinger und Alessandro Schöpf fehlen gegen Moldau gesperrt, sind aber als "fixe Standpunkte" von Beginn des Lehrgangs mit dabei."

Gegen die Nummer 162 der Welt ist Österreich als 34. naturgemäß Favorit. "Es ist immer gut, wenn man ein Heimspiel gewinnt." Gegen das Schlusslicht der Gruppe sollte es so sein. Das wusste auch Koller. "Aber wir können das nicht herbeireden."

2017 im Zeichen der Aufholjagd

Österreich liegt in der WM-Qualifikationsgruppe D nach vier Spieltagen mit ebenso vielen Punkten auf Rang vier. Der Rückstand auf Spitzenreiter Irland beträgt sechs Zähler, jener auf die zweitplatzierten Serben vier. Direkt für die WM-Endrunde 2018 in Russland qualifizieren sich nur die Gruppensieger. Die besten acht Zweitplatzierten treten in Playoff-Duellen gegeneinander an und ermitteln die restlichen vier Teilnehmer.

Der ÖFB-Teamkader für die Spiele gegen Moldau und Finnland

TOR: Daniel Bachmann (Stoke City/ENG, 0 Länderspiele), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/GER, 8) Andreas Lukse (SCR Altach, 1);

VERTEIDIGUNG: Aleksandar Dragovic (Bayer 04 Leverkusen/GER, 54 Länderspiele/1 Tor), Martin Hinteregger (FC Augsburg/GER, 22/1), Stefan Lainer (FC RB Salzburg, 0), Valentino Lazaro (FC RB Salzburg, 5/0), Michael Madl (Fulham FC/ENG,1/0), Sebastian Prödl (FC Watford/ENG, 60/4), Markus Suttner (FC Ingolstadt 04/GER, 18/0), Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur FC/ENG, 8/0);

MITTELFELD: David Alaba (FC Bayern München/GER, 54/11), Marko Arnautovic (Stoke City FC/ENG, 60/13), Julian Baumgartlinger (Bayer 04 Leverkusen/GER, 53/1), Martin Harnik (Hannover 96/GER, 63/14), Stefan Ilsanker (RB Leipzig/GER, 21/0), Zlatko Junuzovic (SV Werder Bremen/GER, 52/7), Marcel Sabitzer (RB Leipzig/GER, 25/4), Louis Schaub (SK Rapid Wien, 2/0), Alessandro Schöpf (FC Schalke 04/GER, 11/2);

STURM: Guido Burgstaller (FC Schalke 04/GER, 9/0), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/GER, 1/0), Marc Janko (FC Basel 1893/CH, 61/28);

Auf Abruf: Markus Kuster (SV Mattersburg/0); Moritz Bauer (Rubin Kasan/RUS, 0), Florian Klein (VfB Stuttgart/GER 45/0), Philipp Lienhart (Real Madrid/ESP, 0), Andreas Ulmer (FC RB Salzburg, 3/0); Florian Grillitsch (SV Werder Bremen/GER, 0), Stefan Hierländer (SK Sturm Graz, 0), Jakob Jantscher (Caykur Rizespor/TUR, 23/1), Konrad Laimer (FC RB Salzburg, 0); Deni Alar (SK Sturm Graz/0), Lukas Hinterseer (FC Ingolstadt/GER, 12/0);

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle WM-Qualifikation Europa Gruppe D 
>> Österreich im FIFA-Ranking unverändert 

Sebastian Kelterer

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