21.06.2018 07:45 Uhr

"Fetzen geflogen": Beckenbauer und Vogts über DFB-Krise

Franz Beckenbauer hat sich zu Spannungen im Team des DFB geäußert
Franz Beckenbauer hat sich zu Spannungen im Team des DFB geäußert

Die beiden Ex-Bundestrainer Berti Vogts und Franz Beckenbauer sehen im derzeitigen Auftreten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Russland Parallelen zu den Turnieren 1978 in Argentinien, 1974 in Deutschland und 1994 in den USA. Während Beckenbauer insgesamt optimistisch ist, sieht Vogts die Lage etwas kritischer.

"Jeweils das Turnier vier Jahre nach einem Weltmeistertitel. Viele Spieler denken einfach: 'Wir sind der amtierende Weltmeister. Natürlich gewinnen wir das erste Spiel und die Gruppe.'", schrieb der 71-Jährige in seiner Kolumne bei "t-online.de".

Vogts weiter: "Und dann gibt es ganz schnell die Quittung. 1978 haben wir das erste Spiel 0:0 gegen Polen gespielt, 1994 nur 1:0 gegen Bolivien gewonnen." Das Auftreten des WM-Titelverteidigers gegen Mexiko (0:1) sei "überheblich gewesen". Vogts: "Man hat wohl gedacht: Mexiko hat man immer geschlagen. Die Mexikaner, sagt man, sind nur stark, wenn sie zu Hause in 2000 Meter Höhe spielen."

"Einige Spieler fühlen sich zu sicher"

1978 war der Weltmeister von 1974 nochmals als Spieler dabei, 20 Jahre später war er Chefcoach in den USA. "Man glaubt, man fährt als Weltmeister nach Russland und spielt einfach wieder so wie vier Jahre zuvor. Aber einige Spieler fühlen sich zu sicher", so Vogts. Das überrasche ihn, "weil die letzten Spiele unserer Mannschaft alles andere als überragend waren. Ich habe in den letzten sieben, acht Spielen kein gutes Länderspiel der DFB-Elf gesehen. Da hätte ich erwartet, dass jeder Spieler sich denkt: 'Verdammt noch mal, wir müssen mehr Gas geben!'"

Vor dem Duell gegen Schweden am Samstag in Sotschi meinte der Ex-Bundestrainer, Europameistermacher von 1996: "Wenn man in den ersten 10, 15 Minuten sieht, dass der eine oder andere Spieler wieder nicht so in die Zweikämpfe geht, wie man das gegen die Schweden machen muss, dann muss man einfach ein deutliches Zeichen an die Mannschaft setzen und einen Spieler nach 20 Minuten auswechseln. Ende! Das wird Joachim Löw auch tun."

Beckenbauer: "In der Nacht sind bei uns die Fetzen geflogen"

Franz Beckenbauer hingegen hat das enttäuschende Auftreten der deutschen Nationalmannschaft im Auftaktspiel bei der WM in Russland an 1974 erinnert. "Damals begann das Theater schon vor dem Turnier, nachdem wir Spieler mit dem DFB über die Prämien gestritten hatten. Dann folgte das 0:1 gegen die DDR", sagte der Weltmeister-Teamchef von 1990 der "Bild".

Anschließend habe man sich aber zusammengerauft. "In der Nacht nach dem Spiel sind bei uns in Malente die Fetzen geflogen. Bei ein paar Flaschen Wein haben wir uns die Meinung gegeigt", sagte der 72-Jährige. Später wurde die deutsche Mannschaft mit Kapitän Beckenbauer Weltmeister.

Deshalb begrüßt der "Kaiser", dass sich das DFB-Team unter der Woche nach dem 0:1 gegen Mexiko ausgesprochen hat. "Die Krisensitzung am Dienstag im Team war wohl nötig", sagte Beckenbauer und forderte mehr Einsatz: "Wenn wir so bewegungsarm wie gegen Mexiko weiterspielen, gewinnen wir nichts mehr. Mit dem Künstlerischen muss Schluss sein."

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