19.12.2020 08:52 Uhr

Adeyemi: "Sonst gehst du als junger Spieler kaputt"

Karim Adeyemi gilt als große Sturmhoffnung bei Red Bull Salzburg
Karim Adeyemi gilt als große Sturmhoffnung bei Red Bull Salzburg

Mit Karim Adeyemi steht das nächste Sturmjuwel bei Red Bull Salzburg in den Startlöchern und ist auf einem guten Weg, sich beim österreichischen Serienmeister zu etablieren. Im Gespräch mit weltfussball spricht der 19-jährige Shootingstar über seine bisherige Zeit im Profikader des Meisters, sein Champions League-Debüttor und warum er sich nicht als nächsten Erling Håland sieht.

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Als Red Bull Salzburg im Sommer 2018 den erst 16-jährigen Karim Adeyemi für kolportierte 3,35 Millionen Euro von der SpVgg Unterhaching verpflichtete, konnte man sich gegen einige namhafte Konkurrenten im Werben um das deutsche Sturmjuwel durchsetzen. Mehr als zwei Jahre später zählt der mittlerweile 19-Jährige aus München zum fixen Bestandteil des Profikaders der Salzburger und durfte bereits über sein Debüttor in der Champions League jubeln.

Nachdem der deutsche Nachwuchsnationalspieler zunächst beim FC Liefering in der 2. Liga eingeplant war und dort mit 27 Scorerpunkten in 35 Pflichtspielen aufzeigen konnte, steht er seit Jänner 2020 nun in der Bundesligamannschaft von Red Bull Salzburg und gilt als eine der heißesten Offensiv-Nachwuchshoffnungen. Im Gespräch mit weltfussball lässt der 19-jährige Youngster seine bisherige Zeit in der Mozartstadt Revue passieren, spricht über sein Debüttor in der Champions League und erklärt, warum er sich nicht mit Erling Håland vergleichen möchte.

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weltfussball: Wir stehen kurz vor der Winterpause, Red Bull Salzburg führt die Tabelle an. Elf Bundesligaspiele sind absolviert, in acht davon bist du zum Einsatz gekommen, dazu kommen noch drei Einsätze in der Champions League. Wie fällt dein persönliches Fazit zur bisherigen Saison aus?

Karim Adeyemi: Anfangs bin ich mit einer Verletzung in die Saison gestartet und hab' dadurch ein paar Spiele verpasst. Nach und nach habe ich mich aber wieder zurückgekämpft und hab' dann die ersten paar Spiele wieder gespielt. Aber wenn ich ganz ehrlich bin mit mir selbst, ist es ein Jahr, mit dem ich nicht zufrieden sein möchte. Ich glaube, dass ich in manchen Spielen, wo ich gewusst habe, dass ich liefern könnte, nicht geliefert habe und das ärgert mich natürlich. Deshalb bin ich nicht zufrieden.

Dennoch bist du in der aktuellen Saison in vier deiner bisherigen acht Bundesligaeinsätze in der Startelf gestanden. Beim 8:2-Kantersieg gegen St. Pölten Ende November ist dir auch dein erstes Saisontor gelungen. Warum hat es etwas gedauert, bis der befreiende Treffer gefallen ist?

Gute Frage. (lacht) Ich weiß auch nicht, warum es vorher nicht so geklappt hat. Aber umso schöner war es dann, dass es in diesem Spiel funktioniert hat. Das Spiel war auf jeden Fall das beste, das ich je gespielt habe.

In jener Partie hast auch vier Assists liefern können. War diese Begegnung generell für dich eine Art Initialzündung? Bist du da erst so richtig in der Profimannschaft von Salzburg angekommen?

Ich glaube nicht, weil ich ja nicht erst seit einem halben Jahr Teil der Profimannschaft bin, sondern auch davor schon zehn Einsätze gehabt habe. Deswegen würde ich nicht sagen, dass ich erst mit diesem Spiel angekommen bin. Manche Spiele waren davor auch schon gut, manche nicht, aber angekommen bin ich in der Mannschaft jedenfalls schon früher. Die Motivation ist bei mir immer da, egal gegen wen es geht, aber es ist immer gut fürs Selbstvertrauen, wenn im Spiel dann etwas klappt.

Die Motivation hast du offensichtlich nur wenige Tage später auch in die Champions League mitgenommen, wo du gleich dein Debüttor geschossen hast. Was war das für ein Moment für dich, als du dir einen Kindheitstraum erfüllt hast?

Für mich war das allgemein ein Wahnsinn, das mitzuerleben und überhaupt Champions League zu spielen. Mit einer Aktion dann noch einen Treffer zu machen, war für mich unbeschreiblich. Ich konnte es auch Tage nach dem Spiel noch nicht wirklich fassen, dass ich wirklich getroffen habe. Aber langsam kann ich das auch realisieren.

Auffällig bei deinem Treffer war deine immense Laufgeschwindigkeit und dein unbedingter Wille, das Tor zu erzielen. Christoph Freund hat dich auch mal als richtigen "Instinktfußballer" bezeichnet. Wie viel Instinkt und Selbstbewusstsein braucht man, um so einen Treffer zu machen? Es war ja doch ein bedeutender in einem wichtigen Spiel.

In dieser Situation hab' ich mir einfach gedacht: Egal, mach ich einfach, das wird schon. Und dann hat es glücklicherweise geklappt. Hätte es nicht geklappt, würde ich nicht gut dastehen, aber das Risiko bin ich gerne eingegangen und dann hat es auch funktioniert. Ein bisschen Instinkt und Selbstbewusstsein muss man bei so einer Aktion schon haben.

Wie wichtig ist es allgemein, bei einem Verein wie Salzburg mit so hohen Ansprüchen und so vielen talentierten Jungspielern, auch die nötige Selbstsicherheit zu haben?

Das ist sehr wichtig, weil sonst gehst du als junger Spieler kaputt, wenn du nicht an den Tag legen kannst, was du draufhast. Auch wenn es mal nicht läuft, ist es wichtig, trotzdem immer weiterzumachen und nicht aufzugeben, sollte es mal weniger Einsätze geben.

Welche Rolle spielt hier auch euer Trainer Jesse Marsch? Er wirkt wie ein sehr umgänglicher, kumpelhafter Typ, der aber auch viel Einsatz von seinen Spielern fordert. Wie profitierst du als junger Spieler von seiner Arbeit?

Er ist anders als andere Trainer. Man kann mit ihm immer Spaß machen, aber im Training erwartet er schon, dass du ständig Vollgas gibst und Motivation und den Fokus mitbringst, immer etwas zu leisten. Wenn dann aber Pause ist, so ist er immer für einen Spaß zu haben und das ist auch das Besondere an ihm. Es gibt, glaube ich, nicht viele Trainer, die so viel Mitgefühl für die Spieler haben, aber das ist eine Sache, die ihn auch auszeichnet. Er war ja selbst Spieler und weiß daher, wie es ist, aktiv im Training zu kicken und weiß einfach, wie man mit Spielern umgehen sollte.

Du bist im Jänner 2020 vom FC Liefering zu den Profis von Red Bull Salzburg gestoßen, hast einen längerfristigen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Warum hast du dich für diese lange Bindung an den Verein entschieden? Es hat ja doch prominente Interessenten an deiner Person gegeben.

Am Ende habe ich mich für den Verbleib entscheiden, weil ich hier ein gutes Umfeld vorfinde, in dem ich mich gut entwickeln kann. Die Vereinsstruktur passt zu mir, ich hab' sehr viel Vertrauen in Salzburg und fühl' mich einfach wohl. Hier kann etwas sehr Gutes entstehen und deshalb hab' ich mich damals entschieden, längerfristig zu bleiben.

Bei Liefering in der 2. Liga hast du davor bei deiner letzten Halbsaison mit 17 Scorerpunkten in 14 Spielen aufzeigen können. Seit deinem Aufstieg zu Red Bull Salzburg stehst du aktuell bei zwei Bundesligatoren und einem Champions-League-Treffer. Was ist dir bei der Umstellung ins Profiteam am schwersten gefallen? Wo siehst du noch Verbesserungspotential bei dir?

Ich muss im Spiel selbst noch aktiver werden, bei manchen Aktionen einfach schneller da sein und noch selbstbewusster agieren. Gerade in der ersten Liga ist das sehr wichtig, aber wenn ich da weiter hart an mir arbeite, dann wird es hoffentlich in der Bundesliga so gut werden wie in der 2. Liga.

2019 hast du die Fritz-Walter-Medaille der U17 in Gold gewonnen, du warst für den Golden Boy-Award 2020 nominiert. Das Interesse an deiner Person ist dadurch stetig gewachsen. Du sollst auf den Zetteln von Topklubs wie etwa dem FC Barcelona gestanden haben. Wie gehst du mit diesem vergrößerten Interesse an deiner Person um? Beschäftigt dich das?

Ich persönliche gehe ganz normal damit um und versuche mich weder von irgendeinem Angebot noch durch irgendwelche Gerüchte ablenken zu lassen. Ich fokussiere mich auf meinen Verein und meine Entwicklung und da ist es sehr wichtig, darauf zu achten, seinen Kopf nicht zu verlieren. Man muss einfach ruhig bleiben.

Vor deiner "Beförderung" in den Profikader von Salzburg hat ein gewisser Erling Håland den Verein gerade verlassen. Hat das damals bei dir zusätzlichen Druck aufgebaut, wenn man dich als neuen "Wunderstürmer" gesehen hat und Vergleiche zum Norweger gezogen hat?

Nein, gar nicht. Ich hab' da überhaupt keinen Druck gehabt, weil ich will nicht der neue Erling werden, sondern ich will der einzige Karim Adeyemi sein und deswegen hab ich da nie einen Druck gehabt und es macht mir auch bis heute keinen Druck.

Mit Dominik Szoboszlai ist jetzt ein Teamkollege von dir zu RB Leipzig in eine Topliga gewechselt, der sich auch wie du vorher erstmal beim FC Liefering etablieren musste. Könntest du dir einen ähnlichen Weg wie er in Zukunft vorstellen?

Ich will mich erstmal hier zeigen, mich beweisen, weiterentwickeln und noch mehr in die Mannschaft finden. Und sollte man dann irgendwann die Option haben, zu einem großen internationalen Klub zu wechseln, dann schließt man sich dem Verein an, bei dem man sich wohl fühlt. Da hab' ich aber noch keine Eile. Mein Ziel ist es jetzt, egal ob von Anfang an oder von der Bank aus kommend, gut zu spielen und meine Aufgaben zu erledigen. Und dieses Ziel erreiche ich hoffentlich.

Max Augustin

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