15.12.2023 05:00 Uhr

Sturm Graz überwintert glücklich europäisch

Affengruber kassierte in Lissabon die schönste Pleite seines Lebens
Affengruber kassierte in Lissabon die schönste Pleite seines Lebens

Für David Affengruber war es "die schönste Niederlage meines Lebens", für Stefan Hierländer "ein frühzeitiges Christkind" am 14. Dezember. Sturm Graz überwintert erstmals seit 23 Jahren international, spielt trotz einer 0:3-Abfuhr im Showdown bei Sporting Lissabon im kommenden Jahr als österreichischer Europacup-Solist in der Conference League weiter. "All das Glück, das wir im Vorjahr nicht hatten, ist zurückgekommen", wusste Trainer Christian Ilzer.

Ein Jahr nach dem bitteren Aus als Gruppenvierter - punktegleich mit allen drei Gegnern - durften sich die Steirer bei ihren Lieblingsitalienern bedanken. Atalanta verhalf Sturm nicht nur zum Rekordverkauf Rasmus Höjlund, das Team aus Bergamo leistete mit einem 4:0 bei Rakow auch mit einer B-Elf die benötigte Schützenhilfe. Sturm gewann so das Fernduell mit Rakow aufgrund der um zwei Treffer besseren Tordifferenz.

"Uns ist klar, dass man ein großes Danke an Atalanta Bergamo richten muss", sagte Ilzer nach dem nervenaufreibenden Kalt-Warm im Schneckenrennen um Platz drei. Sportchef Andreas Schicker formulierte es durch die Blume: "Am Ende, wenn man beide Jahre zusammenzählt - letztes Jahr sind wir mit acht Punkten ausgeschieden - sind wir definitiv einmal verdient weitergekommen."

Montag ist Lostag

Der Umstieg in die Conference-League Zwischenrunde wird mit 300.000 Euro vergütet. Bereits am Montag (14.00 Uhr) erfolgt die Auslosung. Sturm trifft auf einen Gruppenzweiten. Die möglichen Gegner heißen: Slovan Bratislava, Gent (BEL), Dinamo Zagreb, Bodö/Glimt (NOR), Legia (POL), Ferencvaros (HUN), Ludogorez (BUL) oder Eintracht Frankfurt. "Überwintern soll für uns nicht heißen, zwei weitere Spiele zu haben. Die Conference League ist eine riesige Chance, noch länger international vertreten zu sein", meinte Ilzer.

Dafür müsse man aber die Vorbereitung nutzen, um wieder "auf ein anderes Level" zu kommen. Von einem Achtungserfolg in Lissabon war Sturm, das mit 70 Prozent die schlechteste Passgenauigkeit aller 32 Europa-League-Teams aufweist (Vorletzter: LASK), weit entfernt. Mit jedem Gegentreffer wurden die müden Grazer Beine noch schwerer. Der Niveauunterschied zwischen Sturm und dem portugiesischen Tabellenführer war eklatant. "Spätestens mit dem 0:2 ist es ein Spiel geworden, wo wir alle leiden mussten, das nicht schön anzuschauen war, wo wir qualitativ und körperlich unterlegen waren", gestand Ilzer.

Nicht nur Hierländer sah sich im Anschluss vom "Wellenbad der Gefühle" herumgewirbelt. "Aber es ist für den österreichischen Fußball gut, dass eine Mannschaft überwintert. Wir waren glücklich heute. Aber man bekommt immer, was man verdient", sagte der Sturm-Kapitän. Affengruber sprach von "Gerechtigkeit. Wir haben das nachgeholt vom letzten Jahr. Heute wird gefeiert und mal schauen, wie viel wir schlafen."

Ilzer erkannte ein "sehr erfolgreiches Jahr 2023 für Sturm Graz". Die Ziele des Herbstes sah er mit dem Weiterkommen in den Cupbewerben sowie Platz zwei in der Meisterschaft hinter Salzburg erreicht - trotz "gewissen Handicaps". Er führte "überspielte junge Spieler" an und verwies auf Ausfälle von Schlüsselspielern. Das Teilzeit-Fehlen von Seedy Jatta, Otar Kiteishvili, William Böving und im Finish Gregory Wüthrich machte sich bemerkbar. "Wir hoffen, dass wir die Jungs dann in Vollbesitz ihrer Kräfte zur Verfügung haben und dann vorne den nächsten Schritt machen. Das wird das Allerwichtigste sein."

Restlos zufrieden dürfe man nicht in die Winterpause gehen, meinte Ilzer aber auch. "Weiter verbessern, Erfahrungen mitnehmen, gut erholen, Vorbereitungsphase gut nützen", lautet seine nunmehrige Marschroute. "Dass wir klar unseren Stil, mit viel Wucht, Power und Entschlossenheit auf den Platz bringen." Einen Stotterstart im Februar gilt es tunlichst zu vermeiden. Das Programm hat es mit dem Cup-Viertelfinale gegen die Wiener Austria (h), Spielen gegen Salzburg (a) und Rapid (h) in sich. Dazwischen ruft die Conference League.

apa

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