28.06.2018 12:09 Uhr

"Spielerisch armselig": Katerstimmung im Schweizer Lager

Nati-Kapitän Stephan Lichtsteiner (r.) ist im Achtelfinale gesperrt
Nati-Kapitän Stephan Lichtsteiner (r.) ist im Achtelfinale gesperrt

Vladimir Petkovic war fassungslos. Die Leistung seiner Mannschaft trieb den Schweizer Nationaltrainer zur Verzweiflung und überstrahlte sogar den Einzug ins Achtelfinale.

"Wir haben versucht, das Spiel zu verlieren", sagte Petkovic angefressen. Das 2:2 (1:0) gegen Costa Rica, ein Spiel "voller Unkonzentriertheiten", bereitete dem Coach große Sorgen - vor allem mit Blick auf die K.o.-Runde, die für die Eidgenossen am Dienstag in St. Petersburg gegen Schweden beginnt.

Nicht nur Petkovic, sondern auch die Presse fällte ein hartes Urteil. "Spielerisch armselig" und "schlechter kaum möglich", sei der Auftritt der Nati gewesen, schrieb die "Aargauer Zeitung". Die "Neue Zürcher Zeitung" kommentierte: "Abgesehen von Yann Sommer war der Rest in der ersten halben Stunde unter Achtelfinal-Niveau."

Tatsächlich rettete der Gladbacher Keeper der Schweiz das Unentschieden, das reichte, um nicht auf das Parallelspiel der Serben gegen Brasilien schauen zu müssen. Sommer nutzte seine starke Vorstellung, um die Kollegen zu ermahnen. Ein derart schlechtes Spiel wie gegen Costa Rica dürfe "nicht noch mal passieren", sagte er. Schweden, der Sieger der deutschen Gruppe F, sei "ein harter Gegner, an dem man sich die Zähne ausbeißen kann", warnte Sommer.

"Wir waren ein bisschen arrogant"

Mittelfeldspieler Valon Behrami attestierte seinem Team sogar eine gewisse Überheblichkeit: "Das Selbstvertrauen war ein wenig zu groß. Wir waren ein bisschen arrogant", sagte der frühere Hamburger.

Das wirkte sich gerade in der Anfangsphase aus. Dort hatten die Schweizer dem wilden Spiel Costa Ricas kaum etwas entgegenzusetzen. "Wir wollen immer von hinten sauber und flach nach vorne spielen, aber das ist nicht immer möglich", haderte Behrami: "Zum Glück ist es in diesem Spiel passiert - und nicht nächste Woche gegen Schweden."

Behrami gab zu, dass die tagelangen Diskussionen um die Doppeladleraffäre der früheren Bundesligaspieler Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka die Konzentration beeinflusst hatten. Im Spiel habe er "daran gedacht. Vielleicht war die Vorbereitung nicht optimal", sagte er.

Lichtsteiner und Schär gegen Schweden gesperrt

Dennoch trafen Blerim Dzemaili (31.) und Josip Drmic (88.). "Wer so schwach spielt und dann sogar mit einem 1:0 in die Pause geht, der hat alles Glück auf seiner Seite", schrieb der "Blick".

Die Gegentreffer durch Kendall Waston (56.) und Sommer, von dessen Rücken ein verschossener Foulelfmeter ins Tor trudelte (90.+3), waren verschmerzbar. Auch wenn Trainer Petkovic nach dem Schlusspfiff sauer war, richtig ärgern wird er sich über die Gelben Karten von Kapitän Stephan Lichtsteiner und Innenverteidiger Fabian Schär. Gegen Schweden muss er nun seine Abwehr umbauen.

Egal, wer spielt, "wir müssen immer konzentriert sein, in jedem Pass, in jeder Situation", sagte Behrami. Dann kann der Einzug ins Viertelfinale gelingen. Es wäre der erste seit der Heim-WM 1954. "Es ist ein Turnier, in dem es enorme Überraschungen gibt", sagte Mittelfeldchef Xhaka: "Es hätte ja auch niemand gedacht, dass die Deutschen jetzt schon raus sind."

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten