08.09.2014 22:49 Uhr

ÖFB-Team muss sich mit Remis begnügen

Martin Harnik war gegen die Schweden eine Aktivkraft, aber torungefährlich
Martin Harnik war gegen die Schweden eine Aktivkraft, aber torungefährlich

Österreichs Nationalteam kam im Auftakt der EM-Qualifikation gegen Schweden nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Einer frühen Führung nach Elfmetertor von David Alaba folgte durch Erkan Zengin rasch der Ausgleich. Ihre streckenweise Überlegenheit konnten die Österreicher aufgrund mangelnder Effizienz nicht in weitere Treffer ummünzen.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller überraschte bei der Wahl seiner Startelf in einer 4-5-1-Formation nicht unbedingt. Wie erwartet hielt er in der Einserfrage an Hannover-Reservist Robert Almer fest. Davor durfte Martin Hinteregger - der die Partie im Vorfeld als "seine" Revanche für das Aus mit Salzburg in der Champions-League-Qualifikation gegen Malmö FF titulierte - mit Aleksandar Dragovic das Abwehrzentrum bilden Die Außenposition besetzten Kapitän Christian Fuchs und Neo-Stuttgarter Florian Klein. Den Platz im zentralen Mittelfeld neben David Alaba besetzte Koller mit Julian Baumgartlinger. In der Offensive sollte mit der Reihe Arnautovic-Junuzovic-Harnik sowie davor Marc Janko als Solospitze Torgefahr ausgestrahlt werden.

"Mir dauert die Vorbereitung schon zu lange. Ich bin froh, dass es endlich losgeht", hatte ÖFB-Kapitän Christian Fuchs am Vortag des EM-Qualifikationsauftakts gegen Schweden noch moniert. Der Tatendrang war den Österreichern jedenfalls nicht abzusprechen. Angepeitscht von 48.500 Zuschauern (davon 2.600 Schweden) im damit ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion startete die rot-weiß-rote Elf in eine wie zu erwarten war intensive Partie gegen den vertrauten Gegner.

Déjà-vus zu Beginn

Sogar der frühe Führungstreffer hatte etwas Vertrautes. Wie schon im Juni 2013 beim 2:1 in der WM-Qualifikation erfolgte sie vom Elfmeterpunkt. Torschütze damals wie heute: David Alaba, der nach nur sieben Minuten den von ihm herausgeholten Strafstoß nach Handspiel von Sebastian Larsson höchstpersönlich in die Maschen jagte.

"Wien ist eine uneinnehmbare Festung", titelten die Fans der österreichischen Nationalmannschaft in ihre Eingangschoreographie und erinnerten damit daran, dass Schweden im Prateroval noch nie gewinnen konnte. Doch die Gäste blieben vom frühen Rückstand unbeeindruckt. Flügelflitzer Erkan Zengin, eine der drei Neuerungen gegenüber dem 2:0 im Test gegen Estland im 4-3-3 von Erik Hamren neben Jimmy Durmaz und dem etatmäßigen Keeper Andreas Isaaksson, sollte sich als Goldgriff entpuppen. Eine Kopfballverlängerung von Ibrahimovic landete bei Zengin, der sich von seinem Bewacher löste und in die kurze Ecke zum Gleichstand verwertete (12.).

Wenige Momente später war es wieder Zengin, der vor der Pause gefährlichste Spieler der Gäste, der die Qualität der Torlatte prüfte nachdem er Klein ausgetanzt hatte. Auf der Gegenseite vergab Marko Arnautovic nach Zuspiel von Martin Harnik zentral vor dem Tor.

Zlatan Ibrahimovic war mit den Ellenbogen gefährlich

Wurde die Partie im Vorfeld auch als Duell der Superstars hochstilisiert, so hatte Österreichs Vorzeigespieler Alaba bereits seinen großen Moment im Scheinwerferlicht. Und der große Zlatan Ibrahimovic? Schwedens Jubilar (100. Länderspiel) gefiel sich nach seinem Assist auch in der Rolle des "Bad Boy". Ein rotwürdiger Ellenbogencheck gegen Alaba blieb ungeahndet und führte zur Rudelbildung der Teams (20.). Eine Minute später war es Schiedsrichter Pavel Kralovec dann doch zu bunt. Für ein Foul an Harnik gab es die Gelbe Karte.

Harnik war es auch, der die nächste aussichtsreiche Chance auf dem Fuß hatte. Ein flaches Eckballzuspiel von Zlatko Junuzovic schickte er jedoch weit über das Tor des Gegners (27.). Österreich blieb am Drücker, kam erst wieder in der 36. Minute durch Marc Janko zu einer Möglichkeit auf den Torabschluss, der neben das Tor abgelenkt wurde.

Es folgten intensive Minuten für Schwedens Keeper Andreas Isaaksson, der sich bei Schüssen von Harnik (38.) und Julian Baumgartlinger (40.) auszeichnete. Kurz vor der Pause bediente Florian Klein auch noch Janko, dessen Kopfball vom Schweden-Keeper entschärft werden konnte.

Einbahnstraßenfußball in der zweiten Hälfte

Was in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel folgte, konnte als regelrechter Einbahnstraßenfußball bezeichnet werden. Österreich drängte die Schweden weiter in die eigene Hälfte. Eckbälle wurden beinahe im Minutentakt erarbeitet. Einen ersten Hochkaräter hatte der aufgerückte Martin Hinteregger auf der Stirn. Er setzte den Ball jedoch ebenso auf die falsche Seite neben die Torstange (51.) wie kurz darauf der freistehende Janko (53.). Dazwischen hatte Junuzovic Isaksson aus der Distanz geprüft.

Nach der anfänglichen Eckball-Flut verschafften sich die Schweden etwas Luft, blieben dennoch ungefährlich für das Tor von Robert Almer, nicht aber für die gegnerischen Spieler. Auch Sebastian Larsson war bei seinem Einsteigen gegen Alaba in der 59. Minute mit Gelb gut bedient.

Das Spiel lief an Zlatan Ibrahimovic weiterhin vorbei, sofern der großgewachsene Stürmer nicht in der Defensive aushelfen musste. Exemplarisch: Während Zengin über den linken Flügel versuchte durchzubrechen, setzte der Starkicker seinen Spaziergang im Mittelfeld fort, anstatt rasch mitaufzurücken.

Am Schluss durfte Rubin Okotie durfte ran

68 Minuten waren gespielt als Marcel Koller auf die Frage, für wie lange es wohl bei Speerspitze Marc Janko reichen werde, mit der Einwechslung von Rubin Okotie eine Antwort fand. Der Teamchef hatte gemerkt, dass die Schweden wieder drauf und dran sich aus der Defensive zu trauen und suchte mit dem Teamrückkehrer einen neuen Impuls in der Offensive zu setzen.

Auch Erik Hamrén wechselte. Er nahm Jimmy Durmaz vom Feld, nachdem jener seinen Worten ("Österreichs Abwehr ist taktisch undiszipliniert und langsam") keine nennenswerten Taten folgen ließ, und brachte mit Johan Elmander einen anderen "Sympathieträger". Der "Schauspieler von Solna" – er hatte im letzten Duell Marko Arnautovic zu einer Roten Karte verholfen - wurde vom österreichischen Publikum mit Pfiffen begrüßt.

Hinteregger stützte sich zu Beginn der Schlussviertelstunde bei seinem Gegner auf und bescherte Zlatan Ibrahimovic wieder einige Momente ungeteilter Aufmerksamkeit. Sein Freistoß aus gut zwanzig Metern zentral vor dem Tor ging allerdings nur flach in die rote Abwehrmauer.

Kallström unterband einen Vorstoß der Österreicher, die weiter dem Siegtreffer entgegensehnten, indem er den für Junuzovic eingewechselten Christoph Leitgeb sehr unsanft von den Beinen holte und dafür die Gelbe Karte sah (79.). Sehenswert war dagegen ein Fallrückzieher von Okotie aus Abseitsstellung in der 83. Minute. Augenblicke davor hatte Harnik nach einem Eckball eine Ballannahme von Ibrahimovic und damit einen möglichen Lucky Punch der Schweden verhindert.

Valentino Lazaro bleibt jetzt Österreicher

Beide Trainer brachten für die Schlussminuten abermals frische Kräfte. Für Harnik kam Youngster Valentino Lazaro, der mit seinem ersten Pflichtspieleinsatz für Österreich nun für sämtliche andere interessierte Nationen (Griechenland, Angola) gesperrt ist. Kallström musste Pontus Wernbloom weichen.

Für ein verzweifeltes Raunen sorgte Marko Arnautovic mit einem missglücktem Volleyversuch aus spitzem Winkel, eine der letzten Chancen im Spiel, die von den Österreichern zu sträflich vergeben wurden. Die Gewissheit, dass dem ÖFB-Team im Ansturm auf die "zwei Wände", wie sie Teamchef Marcel Koller in der Nachbesprechung nannte, etwas die Luft ausgegangen war machte sich breit und wurde von den Schweden mit einem Konterstoß noch unterstrichen.

Somit blieb es bei einem 1:1-Remis, mit dem sich die Österreicher zähneknirschend begnügen müssen. Eine starke Leistung gegen Schweden wurde letztlich aufgrund eigener Ineffizienz vor dem Tor nicht mit einem Sieg gekrönt. Damit liegt die Mannschaft von Marcel Koller nach dem ersten Spieltag der EM-Qualifikationsgruppe G mit einem Punkt ex aequo mit den Schweden hinter Russland (4:0 gegen Liechtenstein) und Montenegro (2:0 gegen Moldau) auf Platz drei.

Mehr dazu:
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>> Ergebnisse, Spielplan und Tabelle Österreich-Gruppe G

Sebastian Kelterer aus dem Ernst Happel Stadion

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