08.06.2022 12:10 Uhr

Deutschlands "Signal" mit Schönheitsfehler

Remis gegen England für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft
Remis gegen England für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft

Wieder kein Sieg gegen eine große Fußballnation. Doch Hansi Flick sieht zu Recht einige Fortschritte bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Bei Hansi Flick überwog längst der Stolz auf seine "Zocker", als er mit den abgekämpften Stars nachts um 2:00 Uhr wieder in den "Home Ground" einfuhr.

Der Ärger über den "extrem blöden" Ausgleich im Klassiker gegen England und den abermals verpassten Sieg gegen eine große Fußballnation war auf der knapp zweistündigen Busfahrt von München nach Herzogenaurach auch beim Bundestrainer verflogen. Stattdessen hatte Flick noch mehr Mut für seine schwere WM-Mission in Katar geschöpft.

"Ich bin stolz auf die Mannschaft", sagte der weiter ungeschlagene Chef und strahlte, "wir haben sehr gut gezockt teilweise".

"Signal" an die WM-Favoriten

Dass es trotz der vielleicht besten Leistung seiner Amtszeit nur zu einem 1:1 (0:0) im Klassiker gereicht hatte, fand er "schade", aber: "Wir haben genau so Fußball gespielt, wie wir uns das vorstellen, die Art und Weise war einfach toll."

Alle seine Aufträge seien umgesetzt worden, "das ist für mich unheimlich wertvoll". Weil es den von ihm eingeschlagenen Weg bestätigt.

Wo der hinführen kann? "Wir sind noch nicht auf unserem Höhepunkt", betonte Thomas Müller, doch auch der Routinier sah ein "Signal" an all die Favoriten auf den WM-Titel: "Wir fühlen uns bereit für die großen Spiele, das war eine Bestätigung. Man hat gesehen, wozu wir in der Lage sind." Aber auch, dass zur absoluten Weltspitze noch etwas fehlt.

"Wir hatten komplett die Kontrolle und haben das Spiel dominiert"

Flick hob nach dem dritten 1:1 im dritten Duell mit einem Top-Gegner das Positive hervor - und da gab es einiges. Die DFB-Elf spielte wie von ihm gepredigt aktiv, war aggressiv in den Zweikämpfen, viel in Bewegung, zeigte die von Flick eingeforderte Intensität und Angriffslust. "Wir hatten komplett die Kontrolle und haben das Spiel dominiert", lobte Kapitän Manuel Neuer.

Der Torwart war neben Abwehrchef Antonio Rüdiger, Mittelfeld-Boss Joshua Kimmich und Müller einer von vier Stars, die nach dem enttäuschenden 1:1 in Italien in der Startelf verblieben: Flick setzt mit Blick auf die Wüsten-WM klar auf diese stabile Achse.

Dass sich andere Profis wie der vielseitige Torschütze Jonas Hofmann (50.) als Alternativen bewährten, gab ihm Zuversicht.

Sorgenkinder wie Leroy Sané oder Timo Werner bräuchten "enorm viel Vertrauen und Rückendeckung", sagte Flick, "aber wir sind hier bei der Nationalmannschaft und in einer Leistungsgesellschaft. Da geht es darum, dass man performt, immer auf einem hohen Level ist. Ein bisschen Wettbewerb ist gar nicht so schlecht."

Ilkay Gündogan, der vehement ins Team drängt, sieht "riesiges Potenzial" und mahnte: "Keiner sollte sich ausruhen, das könnte nach hinten losgehen."

Hansi Flickt sieht ein "einziges Manko"

Wie schnell Nachlässigkeiten auf Top-Niveau bestraft werden, erfuhr vor allem Nico Schlotterbeck bei seinem nicht nur aus Sicht des Schiedsrichters "dummen" Elfmeterfoul.

Der späte Ausgleich durch Harry Kane (88.) gab einem elektrisierenden Abend eine "bittere Note", wie Müller meinte, Hofmann fand es "extrem blöd" und gab zu: "Wir hadern damit." Flick machte Schlotterbeck jedoch keinen Vorwurf, der künftige Dortmunder sei "eine Riesenverstärkung", lobte er.

Zumal das Ergebnis nicht "Schlotti" allein anzukreiden war. Obwohl das Spiel nach den späten englischen Wechseln kippte, verzichtete Flick rätselhafterweise auf einen letzten, defensiven Tausch.

Gündogan vermisste überdies die Cleverness. "Wir müssen cooler sein, den Ball besser halten", Zeit schinden, sagte er: "Die abgezocktesten Mannschaften machen das." Auch die Abschlussqualität bleibt Thema, Flick sah sie als "einziges Manko".

Gearbeitet wird frühestens am Freitag daran: Nach der Regeneration am Mittwoch gab Flick für Donnerstag frei. Am Samstag (20:45 Uhr/RTL) gegen Ungarn will er "wieder so eine Leistung" sehen - diesmal über 90 Minuten.

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