07.09.2014 15:18 Uhr

ÖFB-Team will mit "geilen Spielen" zur EM

Marcel Koller nimmt die EM 2016 ins Visier
Marcel Koller nimmt die EM 2016 ins Visier

Die ÖFB-Spitze betonte es immer wieder. Betreuerteam und Mannschaft ebenso: Die Europameisterschaft 2016 in Frankreich ist das ganz große Ziel. Gegen Schweden beginnt nun am Montag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) mit der EM-Qualifikation die Stunde der Wahrheit. Im ausverkauften Ernst Happel-Stadion soll der Grundstein gelegt werden, doch die "Reifeprüfung" ist für Teamchef Marcel Koller der komplette Spielplan in der Gruppe G.

Mit WM-Teilnehmer Russland, Schweden (schon als Gegner aus der letzten Qualifikation bekannt und im Gegensatz zu Österreich im Playoff vertreten), Montenegro sowie Moldawien und Liechtenstein hat es die Nationalmannschaft diesmal mit Kontrahenten zu tun, gegen die man sich zumindest auf dem Papier Chancen auf eine EM-Teilnahme ausrechnen darf.

Zudem begünstigt der neue UEFA-Modus mit der Aufstockung der Europameisterschaft von 16 auf 24 Nationen die "kleineren" Länder wie Österreich. Mit Ausnahme der Heim-EM 2008 blieb dem ÖFB-Team auch mit teilweise sehr starken Mannschaften in der Vergangenheit eine erfolgreiche Qualifikation für die Eliterunde Europas stets verwehrt.

Im Gegensatz zu Zeiten, als nur der Gruppensieg ein EM-Ticket brachte, sind jedoch diesmal Platz eins und zwei ein fixer Garant für die Reise nach Frankreich. Außerdem ist auch noch der beste Gruppendritte mit dabei und alle anderen Mannschaften auf Platz drei dürfen es im Playoff versuchen.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Voraussetzungen sind also günstig wie noch nie. Frei nach der Devise: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Dazu kam noch die Vertragsverlängerung von Marcel Koller, der beim ÖFB stets auf den Faktor Zeit und Erfahrung für seine junge Nationalmannschaft gesetzt hatte, um seine Vorstellungen besser realisieren zu können.

Trotz des Scheiterns in der WM-Qualifikation und einem Angebot aus seiner Heimat blieb der Schweizer im östlichen Nachbarland. Nun gilt es die Früchte seiner Arbeit einzufahren.

"Wir konnten diese Woche in der Vorbereitung auf das Schweden-Spiel unsere Ideen auf dem Trainingsplatz umsetzen. Die Stimmung ist gut. Die Intensität war hoch. Zuletzt haben wir es etwas lockerer angehen lassen, damit wir für Montag bereit sind", brachte es Koller am Sonntag bei der letzten ÖFB-Pressekonferenz auf den Punkt.

Weiterentwicklung soll sich endlich bezahlt machen

Natürlich blieben dem Teamchef einmal mehr die Fragen nach Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimović nicht erspart. Zum Vergleich mit David Alaba meinte Koller: "David Alaba ist 22 und Zlatan Ibrahimović ist 32. Da sind zehn Jahre Unterschied. Von der Erfahrung her ein Riesenvorsprung. Aber David ist im kommen und in Österreich ein großer Faktor, auch als Publikumsliebling."

"Wir haben schon in der letzten Qualifikation gezeigt, dass wir Schweden schlagen können und uns nicht verstecken müssen. Auch diesmal werden wir ein fantastisches Publikum hinter uns haben. Meine Mannschaft hat sich weiterentwickelt von der Kompaktheit und der Spielidee. Desto besser man sich kennt, desto wohler fühlt man sich", zeigte sich der 53-Jährige optimistisch.

"Ich bin jetzt auch schon 17 Jahre Trainer und weiß, dass nicht immer alles nach Wunsch läuft. Aber man muss auch mit Rückschlägen fertig werden. Deshalb ist nicht dieses Spiel eine Reifeprüfung für die Mannschaft, sondern die ganze Qualifikation. Es ist im Fußball völlig normal, dass es Hochs und Tiefs gibt. Aber ein Heimspiel zum Start ist natürlich gut und es wäre schön, wenn wir es gewinnen können", so Koller.

Zehn Positionen bereits im Kopf

Der Matchplan des ÖFB-Teamchefs, der seine Schützlinge auf alle Eventualitäten vobereitet hat und bei Schweden in der Umstellung auf das neue 4-3-3 nicht nur Vorteile sieht ("Vielleicht klappt noch nicht alles hundertprozentig, wenn man ein anderes System spielt"), steht.

Die Taktik von Koller war in den vergangenen Jahren klar zu sehen: Frühes Pressing, die ballführenden Spieler des Gegners am Aufbau stören und so schnell selbst in die Offensive und zum Abschluss zu kommen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich an dieser erfolgreichen Handschrift etwas ändern wird.

Zehn Mann für seine Aufstellung habe er mit seinem Trainerteam bereits im Kopf, gestand der Chefcoach. Das Rätselraten, welche Position noch offen ist, wollte Koller dann nicht lösen. Man darf weiter spekulieren, ob es um den rechten Abwehrflügel, den zweiten Innenverteidiger oder den zweiten defensiven Mittelfeldspieler geht.

Nur in einem Punkt ließ der Teamchef zurückrudern. Angesprochen auf seine erst kürzlich erfolgte verbale Offensive ("Schlussendlich werden wir bei der EM dabei sein"), gab Wolfgang Gramann, beim ÖFB als Direktor für Medien und Kommunikation zuständig, die offizielle Verbands-Marschrichtung: "Wenn alles passt, dann....." aus.

Kapitän freut sich auf "geile Spiele"

ÖFB-Kapitän Christian Fuchs zeigte neben Marcel Koller, dass ihm die Erfahrungen in der deutschen Bundesliga, Rückschläge, Verletzungen und Änderungen in seinem privaten Umfeld reifer gemacht haben. Der Legionär von Schalke 04 artikulierte klar seine Meinung ("Eigentlich dauert mir eine Woche Vorbereitung zu lange. Es ist gut, dass es jetzt endlich los geht") und blieb ruhig in seinen Analysen.

"Jeder in der Mannschaft freut sich auf das Schweden-Spiel und die Qualifikation. Wir haben uns konzentriert und intensiv vorbereitet, zudem konnten wir die Ideen des Trainers wieder auffrischen", so Fuchs. "Wir haben schon in der letzten Quali gezeigt, dass wir zu Hause immer sehr gut gespielt haben. Außerdem sind wir als Mannschaft zusammengerückt und bilden einen eingeschworenen Haufen", so der 28-Jährige, der zudem ebenfalls auf den Heimvorteil im ausverkauften Happel-Stadion baut.

Was ist jetzt anders, als in den vergangenen Jahren als keine einzige Qualifikation sportlich geschafft wurde, wollte weltfussball von Fuchs wissen. "Wir haben zuletzt Hoffnungen geweckt, aber durch so etwas entsteht natürlich auch Druck. Die Erwartungshaltung ist jetzt anders. Wir haben auch genug erfahrene Spieler. Ich erwarte mir 'geile' Spiele und das wir alles abrufen. Dann werden wir ein gute Quali absolvieren", gab sich der ÖFB-Teamkapitän kämpferisch.

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ct

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