09.09.2014 13:00 Uhr

"Manchmal ist es Krieg auf dem Platz"

"Manchmal ist es Krieg auf dem Platz!" Der Ellbogencheck von Zlatan Ibrahimović gegen David Alaba war auch am Tag nach dem 1:1-Remis von Österreich gegen Schweden das dominierende Thema.

Schwedens Teamchef Erik Hamrén erschien am Dienstagvormittag entspannt im Hilton Danube am Wiener Handelskai. Seine Bräune hatte im Wiener Sonnenschein der ungewohnten Temperaturen des österreichischen Spätsommers keinen Schaden genommen. Dazu dreht er relaxed an seinen Goldringen und kam im dunkelblauen Shirt nicht ins Schwitzen als am Tag danach die Pressekonferenz mit Fragen der Journalisten aus Skandinavien begann.

Der Punktgewinn in einem Auswärtsspiel bei einem direkten Konkurrenten um ein Ticket für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich stellte Hamrén sichtlich zufrieden. Der eine Zähler zum Auftakt der EM-Qualifikation im ausverkauften Ernst Happel-Stadion (welches für Schweden wirklich weiter eine uneinnehmbare Festung bleibt) reichte den Gästen.

"Hier in Wien werden alle Mannschaften große Probleme haben. Österreich attackiert mit diesem Publikum im Rücken sehr früh und lässt den Gegner kaum ins Spiel kommen. Wir hatten Schwierigkeiten den Ball in den eigenen Reihen zu halten", gab Erik Hamrén zu.

Ibrahimović darf, was andere nicht dürfen

Dann wurde der schwedische Teamchef von weltfussball auf die Szene des Spiels angesprochen. Der "Promi-Bonus" führte dazu, dass der tschechische Schiedsrichter Pavel Královec die Tätlichkeit von Zlatan Ibrahimović an David Alaba nur mit einem Foulpfiff ahndete. Weder der Referee noch sein Assistent reagierten auf den Ellbogenschlag des schwedischen Superstars.

Die folgende Rudelbildung bestärkte den Schiedsrichter aber offensichtlich in seinem schlechten Gewissen für die nicht gegebene Rote Karte. Wenig später zeigte er Ibrahimović für ein vergleichsweise harmloses Foul an Martin Harnik offensichtlich aus Kompensation Gelb. Doch Ibrahimović hatte seinen speziellen Status beim Unparteiischen auch in der Schlussphase noch nicht aufgebraucht. Selbst für Ballwegschießen gibt es für den 32-Jährigen keine Karte. Frei nach der Devise: "Ibra" ist König.

Erik Hamrén kommentierte das Vergehen seines Starspielers so: "In solch engen und schwierigen Spielen kommen solche Dinge eben schon Mal vor. Auch die Österreicher waren keine Kinder von Traurigkeit und sind nicht immer mit 'fair play' aufgefallen."

"Manchmal ist es Krieg auf dem Platz"

"Manchmal ist es eben Krieg auf dem Platz. Ich habe heute die Bilder der Aktion gesehen und Zlatan schon darauf angesprochen. Man sieht seinen Ellbogen im Gesicht von David Alaba. Er hat mir erklärt, dass Alaba 1,50 Meter und er 2 Meter groß ist, so ist es dann dazu gekommen. Aber ich denke nicht, dass es absichtlich war", nahm der schwedische Teamchef seinen Kapitän in Schutz.

Tatsächlich misst Alaba mit 1,80 m nur 15 cm weniger als Ibrahimović. Mit einer Roten Karte für Schwedens Rekordtorschützen nach 20 Minuten hätte das Spiel auch anders laufen können. Viele Akzente vermochte der 32-Jährige aber ohnehin nicht zu setzen. "Er war sehr alleine da vorne, wir hätten ihn mehr unterstützen müssen", nahm Hamren seinen Star in Schutz. "Wir haben seine Qualitäten nicht richtig einsetzen können."

Nach der schauspielreifen Einlage von Johan Elmander gegen Marko Arnautović beim letzten WM-Qualifikationsspiel in Solna, die dem ÖFB-Teamspieler die Rote Karte einbrachte, die nächste skandalöse Aktion eines schwedischen Stars.

Besser ein Punkt als keiner

Doch am Ende des Tages stand ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Für die Gäste mehr als nur zufriedenstellend. "Es macht einen großen Unterschied, ob man mit einem Punkt oder mit keinem nach Hause fährt", betonte Hamrén. "Für uns ist das ein gutes Ergebnis. Österreich ist zu Hause sehr stark." In der vergangenen WM-Quali hatten die Schweden im Prater noch mit 1:2 verloren.

Für das Rückspiel in einem Jahr (8. September 2015) in Stockholm macht sich Schwedens Trainer deswegen aber noch keine Sorgen. Vergangenen Oktober hatte Ibrahimović dort beim 2:1-Erfolg mit seinem Siegestor schon Österreichs WM-Traum zunichtegemacht. "Auswärts und zu Hause, das sind zwei verschiedene Dinge", sagte Hamrén. "Ich hoffe, dass wir zu Hause mehr Qualität in die Offensive bringen. Und ich bin mir sicher, dass auch Österreich anders auftreten wird."

Dann soll auch die Unterstützung für Ibrahimović da sein. "Wir haben diesmal eine andere Seite von ihm gesehen. Zlatan hat wirklich hart für das Team gearbeitet", lobte Hamrén. "Damit war ich sehr zufrieden." Der Stürmerstar von Paris Saint-Germain selbst war mit dem Erreichten zufrieden. "Wir sind nicht wirklich glücklich. Aber die Gruppe ist sehr offen, da zählt jeder Punkt", erklärte Ibrahimović.

Vorerst fehlen Österreich und Schweden in Gruppe G je zwei Zähler auf Russland und Montenegro, die ihre Pflichtaufgaben zum Auftakt gegen Liechtenstein bzw. Moldawien erfüllt haben. "Erst nach vier oder fünf Spielen kann man über die Tabelle sprechen", so Hamrén. "Entscheidend sind vor allem die direkten Duelle." Für die Schweden folgen Mitte Oktober die ersten Heimspiele gegen Spitzenreiter Russland und Schlusslicht Liechtenstein.

Mehr dazu:
>> Gegen Schweden wäre mehr drin gewesen

ct

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