13.07.2015 14:18 Uhr

Sechs Karrieren in sechs Ländern

Das deutsche U19-EM-Aufgebot von 2005
Das deutsche U19-EM-Aufgebot von 2005

Vor zehn Jahren scheiterte die deutsche U19 bei der EM im Halbfinale an Frankreich. Sechs der 18 Spieler im DFB-Kader wurden später auch im Seniorenbereich Nationalspieler – allerdings für sechs verschiedene Länder.

Mit 2:3 unterlag die deutsche U19 am 26. Juli 2005 gegen den späteren Titelträger Frankreich mit ihren Stars Yoann Gourcuff und Hugo Lloris. Doch auch auf deutscher Seite waren die europäischen Titelkämpfe ein Sprungbrett für eine internationale Karriere. Allerdings durfte sich nur Manuel Neuer nach der Juniorenzeit das Adlertrikot überstreifen. Fünf weitere entschieden sich – sei es aufgrund fehlender Perspektive, sei es aus persönlichen Gründen – für ein anderes Land. Weltfussball zeichnet den Werdegang der sechs Nationalspieler nach.

Manuel Neuer (Deutschland): Aus dem Kader der 2005er Europameisterschaft stellt der aktuelle Welttorhüter sicherlich die beeindruckendste Erfolgsgeschichte dar. Schon im Trikot von Schalke 04 war sein Talent unverkennbar, Titel sammelt das Bewegungstalent aber vor allem seit seinem Wechsel zum FC Bayern. Obwohl Neuer noch viele Jahre zwischen den Pfosten vor sich hat, darf er sich bereits Weltmeister, Champions-League-Sieger, Weltpokalsieger, Deutscher Meister, Pokalsieger und U21-Europameister nennen.
>> die Länderspielkarriere von Manuel Neuer

Kevin-Prince Boateng (Ghana): Das Schalker Enfant terrible wählte einen anderen Weg als sein jüngerer Halbbruder Jérôme, der 2014 gemeinsam mit Manuel Neuer den Weltmeistertitel gewinnen konnte. Insgesamt 45 mal lief der gebürtige Berliner für diverse Jugendmannschaften des DFB auf, verkündete aber im Sommer 2009, kurz nachdem er verletzungsbedingt für die U21-EM absagen musste, künftig für Ghana aufzulaufen. Seit einem Disput mit Nationaltrainer Kwasi Appiah nach dem WM-Gruppenspiel gegen Deutschland vor einem Jahr liegt die Nationalmannschaftskarriere Boatengs auf Eis.
>> die Länderspielkarriere von Kevin-Prince Boateng

Eugen Polanski (Polen): Mit zwei Jahren kam Polanski als Aussiedler mit seinen Eltern nach Deutschland und schloss sich mit acht Jahren der Mönchengladbacher Borussia an. Von der U16 bis zur U21 durchlief der offensive Mittelfeldspieler alle deutschen Juniorenteams und führte diese z.T. als Kapitän an. Für die U21-EM 2009, die mit dem Titel für Neuer & Co. endete, wurde Polanski, der zuvor von Mönchengladbach zu Getafe in die Primera Division gewechselt war, nicht nominiert. Seit 2011 ist der Hoffenheimer polnischer Nationalspieler mit mittlerweile 19 Einsätzen für sein Geburtsland.
>> die Länderspielkarriere von Eugen Polanski

Stephan Schröck (Philippinen): Der gebürtige Schweinfurter ist nach Zwischenstationen in Hoffenheim und bei der Eintracht in Frankfurt inzwischen wieder bei seinem Heimatverein SpVgg Grreuther Fürth gelandet. Schröck, der den Großteil seiner bisherigen Karriere in der zweiten Liga verbracht hat, war einer der Stammkräfte der U19 von 2005, konnte sich später nur noch für zwei weitere Einsätze in der U20 empfehlen. Der Sohn eines deutschen Vaters und einer philippinischen Mutter ist seit 2011 Nationalspieler der Philippinen und wurde dort 2013 zum Fußballer des Jahres gewählt.
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Ashkan Dejagah (Iran): Dejagah wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, wuchs aber in Berlin auf und schaffte bei der Hertha den Sprung in den Profifußball. Nach fünf Jahren beim VfL Wolfsburg wechselte der Offensivmann im Sommer 2012 nach London zum FC Fulham. Inzwischen spielt Dejagah für Al-Arabi in der katarischen ersten Liga. 2012 gab der Halbstürmer dem jahrelangen Werben des iranischen Verbandes nach und entschied sich, zukünftig für sein Geburtsland aufzulaufen. Zuvor hatte Dejagah zwischen 2002 und 2009 alle Juniorenteams des DFB durchlaufen und gemeinsam mit Manuel Neuer 2009 den U21-EM-Titel gewonnen. Bei der WM in Brasilien stand er bei allen Vorrundenspielen des Iran in der Startelf.
>> die Länderspielkarriere von Ashkan Dejagah

Chhunly Pagenburg (Kambodscha): Der Sohn eines deutschen Vaters und einer kambodschanischen Mutter lernte das Fußballspielen beim 1. FC Nürnberg. Im Februar 2006 verhalf der damalige Trainer der Franken, Hans Meyer, dem Außenstürmer zum Bundesligadebüt. In der Folgezeit konnte sich Pagenburg aber weder beim FCN, noch bei seinen weiteren Stationen 1860 München und Rot-Weiß Erfurt einen Stammplatz erkämpfen. Im November 2013 bestritt der gebürtige Nürnberger im Freundschaftsspiel gegen Guam sein einziges Länderspiel für Kambodscha. Zuletzt beim FSV Frankfurt in der 2. Liga aktiv, musste Pagenburg im Februar 2015 aufgrund anhaltender Rückenprobleme seine Karriere beenden.
>> zum Spielerprofil von Chhunly Pagenburg

Mehr dazu:
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Ralf Amshove

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