09.09.2015 06:45 Uhr

EM 2016: Der Weg nach Frankreich

"Frankreich, wir kommen" - Österreich ist offiziell EM-Teilnehmer 2016

Kein Zittern bis zum letzten Spieltag der Gruppe G in der EM-Quali. Das ÖFB-Team qualifiziert sich nach acht Spieltagen für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Weltfussball hat das Nationalteam auf den Weg zur Endrunde begleitet.

Am Anfang war die Enttäuschung. Darüber, Auftaktgegner Schweden zwar über weite Strecken des Spiels dominiert, aber nicht alle Punkte eingesackt zu haben. Und weil ein kurzer Moment der Unachtsamkeit den sonst entzauberten Superstar Zlatan Ibrahimović zur Geltung kommen ließ. Ibrakadabra scherzelte einen weiten Freistoß mit Kopf weiter zu Zengin - Ausgleich zum 1:1. Österreich durfte sich so nur fünf Minuten über den Traumstart in die EM-Qualifikation durch ein frühes Elfmetertor von David Alaba freuen. Schwedens biedere Spielanlage ging mit dem Remis auf. Rückblickend war es weniger eine Standortbestimmung als ein Anfachen des Hungers nach mehr.
>> Österreich gegen Schweden 1:1

Schmutzige "big points" gegen Moldau

Ein schmutziger Sieg. Drei Punkte. Es klingt unspektakulär, aber Österreichs 2:1-Auswärtserfolg gegen die Republik Moldau legte am 9. Oktober 2014 den Grundstein zu einer anschließenden Siegesserie in der EM-Qualifikation. Treffer von David Alaba und Marc Janko brachten das ÖFB-Team in Chișinău auf Kurs, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Alexandru Dedov ist längst nur noch ein Fall für die Statistik. Ebenso wie Rot für Janko im Finish, der knapp verpasste Ausgleich der Hausherren in der Nachspielzeit und die Anfeindungen einiger VIP-"Fans" für Marko Arnautović. Am Ende flog Österreich aus dem Armenhaus Europas mit einem ganz wichtigen Sieg nach Hause. Marcel Koller und seine Mannschaft hatten "big points" eingefahren.
>> Republik Moldau gegen Österreich 0:1

Zweitligakicker als Matchwinner

0:2 gegen VfR Aalen, neun Tage zuvor, und 0:1 gegen SV Sandhausen, ganze acht Monate zuvor - das waren die letzten Vereinsspiele von Rubin Okotie und Robert Almer vor dem 1:0-Heimsieg Österreichs gegen Montenegro. Da avancierten die Zweitligakicker zu Matchwinnern: Okotie, der für den gesperrten Janko die ÖFB-Speerspitze bildete, erzielte das Goldtor; Almer wegen seiner Glanzparade gegen Mirko Vučinić. Österreich war erstmals Gruppenleader und Okotie prognostizierte: "Das ist nur eine Momentaufnahme." Er irrte. Österreich wurde nie mehr von der Spitze verdrängt. Seither ist jedes Länderspiel im Happel Stadion ausverkauft. Almer ist mittlerweile auch wieder gut genug für die Austria und nun sogar Kapitän der Violetten.
>> Österreich gegen Montenegro

Ausgleichende Gerechtigkeit gegen Russland

Es war wohl der Moment, in dem die ersten Fans begannen, die Flugpreise nach Frankreich zu studieren. Die 72. Minute im Spiel gegen Russland: Rubin Okotie befördert den Ball nach einem Zuspiel von Martin Harnik ins Netz. Dabei stand der 1860-Legionär möglicherweise knapp im Abseits. Dennoch: Jubel, das Tor zählte. Ausgleichende Gerechtigkeit meinten viele. Denn keine Minute davor war der Ball nach einem Freistoß und Kopfball von Okotie bereits ein erstes Mal hinter der Linie. Der Schiedsrichter ließ die Partie weiterlaufen. Es war auch wirklich eine knappe Angelegenheit. Wie generell das gesamte Spiel. Russland war dem Führungstrefer lange näher, traf die Stange, scheiterte an Almer oder zielte knapp daneben. Am Ende stand die Null und die Erkenntnis: Ein Flug nach Paris ist jetzt noch relativ günstig.
>> Österreich gegen Russland 1:0

Das wichtigste Spiel in der Quali

Das Länderspieljahr 2015 begann für den Teamchef gleich mit einem bedeutendem Match. "Für mich war Auswärtsspiel in Liechtenstein das wichtigste", erinnerte sich Koller. Auswärtsspiel war lediglich technisch zu verstehen, die überwiegende Mehrheit der 6.157 Zuseher in Vaduz hielt Rot-Weiß-Rot die Daumen. Das 5:0 war auch ein Sieg des Teamgeists. David Alabas verschossener Strafstoß ist längst vergessen. Und auch als Marko Arnautovic nach etlichen vergebenen Sitzern in alte Verhaltensmustern zurückzufallen drohte, taten seine Mitspieler und Fans alles, um den Stoke-Legionär zurück ins Spiel zu holen. Arnautovic dankte es mit dem Treffer zum 5:0. "Jetzt wird es in der Mixed-Zoned auch leichter", flüsterte die ÖFB-Pressebetreuerin dem weltfussball-Redakteur daraufhin erleichtert ins Ohr.
>> Liechtenstein gegen Österreich 0:5

ÖFB-Team über allen Wolken

"Marko, setz dich hin, wir landen gleich", tönte die Stimme des Flug-Kapitäns aus dem Bordlautsprechern. Marko Arnautović, der noch einmal die Passagiere zum Singen und Klatschen aufgefordert hatte, folgte blitzschnell und Sekunden später setze die AUA-Maschine gegen 2:30 in Schwechat auf. Im Gepäck mit dabei: Drei Punkte nach dem 1:0-Erfolg gegen Russland – gleichbedeutend mit dem einem Fuß schon bei der EM-Endrunde in Frankreich zu stehen. Russland wurde gnadenlos niedergepresst, lediglich am Ende verlor die ÖFB-Elf ob des Kräfteverlusts die Dominanz. Über die darauffolgende Sause im Flugzeug waren die Journalisten geteilter Meinung. Während die alten Hasen der Branche über eine "schaumgebremste Feier" schrieben, ereiferten sich die Grünschnäbel ein Wettrennen um die exzessivste Partybeschreibung. Weltfussball meint dazu: Alles was über den Wolken passiert, bleibt über den Wolken.
>> Russland gegen Österreich 0:1 

"Refugees welcome" im Nationalteam

"Respect Refugees" forderte das Nationalteam die Fans vor dem Spiel ob der aktuellen Situation auf. Von den meisten Zuschauern im Stadion gab's dafür den wohlverdienten Beifall, auch um die Pfiffe einiger Unverbesserliche zu übertonen. Am Rasen war der Beton der Moldauer das größte Problem des Teams. Dass ein regulärer Treffer von Marko Arnautovic kurz vor der Pause nicht anerkannt wurde, machte die Sache nicht einfacher. Doch dann schlug die Stunde des Zlatko Junuzovic. Ausgerechnet Junuzovic, der mit seinen Eltern als Vierjähriger vor den Kriegsgeschehnissen in Bosnien nach Wien flüchten musste, traf nach einem kurz abgewehrten Alaba-Schuss zum erlösenden 1:0. Einige wenige wollten vor Anpfiff keinen Respekt den geflüchteten Menschen zeigen, doch ein Flüchtlingskind sorgte dafür, dass das EM-Ticket nun abholbereit am Schalter lag.
>> Österreich gegen Moldau 1:0 

Historischer Abend in Schweden

Bundeskanzler Werner Faymann macht in der Friends Arena in Solna Freudensprünge, ÖFB-Teamchef Marcel Koller führt auf der Rückreise eine Polonaise durch ein Flugzeug an. Was war passiert? Österreich verwertet den ersten Matchball in der EM-Qualifikation eindrucksvoll und besiegt Schweden dank der Tore von Alaba, Harnik (2) und Janko auswärts mit 4:1. Den Gastgebern half nicht einmal, dass ihr Wunderwuzzi Zlatan Ibrahimovic rechtzeitig fit wurde. Ein Ibra allein reicht für diese österreichische Mannschaft aber nicht mehr. "Gratulation. Sie haben gezeigt, dass sie besser sind als wir." Sein Ehrentreffer beendete die Torsperre des an diesem Abend formidablen Robert Almer nach 603 Minuten. Sei's drum, zum zweiten Mal wird Rot-Weiß-Rot bei einer Europameisterschaft dabei sein, erstmals wurde dieses Recht sportlich erkämpft. 
>> Schweden gegen Österreich 1:4

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle EM-Quali Gruppe G

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