15.06.2016 13:12 Uhr

Isländische Euphorie: "Team mit großem Herz"

Unter Islands Zuschauer herrscht nach dem ersten EM-Auftritt eine riesige Euphorie
Unter Islands Zuschauer herrscht nach dem ersten EM-Auftritt eine riesige Euphorie

Der Staatschef bejubelte den beeindruckenden EM-Auftakt zusammen mit Islands Spielern in der Umkleidekabine. Zehntausende Anhänger verwandelten Saint-Étienne zu einer nächtlichen Party-Metropole.

Das hart erkämpfte 1:1 gegen den EM-Mitfavoriten Portugal im ersten isländischen Spiel bei einem Fußball-Großereignis versetzte die Einwohner des 320.000 Einwohner kleinen Staates in ungekannte Ausnahmestimmung. "Helden", titelte Islands größte Tageszeitung "Fréttablaðið" schlicht, Starprofi Eiður Guðjohnsen prognostizierte stolz: "Nach so einem Ergebnis werden die Leute beginnen, uns noch ein bisschen mehr zu respektieren."

Mehr als 30.000 Fans waren nach Schätzungen mit zur EM-Premiere ihres Landes nach Frankreich gereist, das entspricht fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Diejenigen, die zu Hause geblieben waren, fieberten vor den Fernsehgeräten mit; die Straßen der Hauptstadt Reykjavik waren am Dienstagabend wie ausgestorben. "Wir haben im Sport so oft gezeigt, dass wir unerwartet stark sein können", sagte Guðni Th. Jóhannesson, aussichtsreichster Kandidat bei der isländischen Präsidentenwahl am 25. Juni. Noch-Amtsinhaber Ólafur Ragnar Grímsson ließ es sich wie auch der in Island geborene Handball-Bundestrainer Dagur Sigurðsson nicht nehmen, das historische Ereignis sogar selbst vor Ort mitzuerleben. Nach Spielende war Grímsson in der Mannschaftskabine einer der ersten Gratulanten.

Guðjohnsen einziger internationaler Star des Landes

"Die Menschen haben an diesem Abend gesehen, warum wir hier bei der EM sind", formulierte Guðjohnsen, einziger ausgemachter Star in der Fußballgeschichte Islands. 2009 gewann der Stürmer mit dem FC Barcelona die Champions League, im Alter von inzwischen 37 Jahren hat er seinen sportlichen Zenit aber längst überschritten. Gegen Portugal saß er 90 Minuten auf der Bank - ohne sich persönlich beleidigt zu fühlen. Für die beiden Cheftrainer Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrímsson wirkt Guðjohnsen dank seiner Erfahrung beim Turnier in Frankreich wie ein zusätzlicher Motivationstrainer - einer, der seine Mitspieler so glaubwürdig wie kaum ein anderer heiß machen kann.

"Die Menschen haben ein Team mit einem großen Charakter und einem großen Herz gesehen", bekannte Guðjohnsen. Birkir Bjarnason, der nach Portugals Führung durch Nani (31. Minute) den Ausgleich für wacker kämpfende Isländer erzielt hatte (50.), bemerkte: "Jeder Spieler verdient großes Ansehen. Wir waren 90 Minuten lang großartig und könnten nicht glücklicher über ein 1:1-Unentschieden sein."

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der eine Punkt für den erhoffen Achtelfinal-Einzug natürlich noch zu wenig ist. "Wir dürfen nicht übertreiben, wir haben nur einen Punkt", konstatierte Guðjohnsen, der inzwischen in Norwegen bei Molde FK unter Vertrag steht. Der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurðsson rechnete vor: "Jetzt wäre ein Sieg in einem der nächsten Spiele genug, um weiterzukommen."

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