03.02.2021 08:23 Uhr

Bierhoff "beobachtet" Klopp, Rose, Flick und Co.

Glaubt an die Durchführung der Fußball-EM: Oliver Bierhoff
Glaubt an die Durchführung der Fußball-EM: Oliver Bierhoff

DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht den Mangel an Talenten im deutschen Fußball sogar auf die Torhüter-Position übergreifen und hat den Wechsel von Alexander Nübel zum FC Bayern kritisiert. Zudem äußerte er sich zu den möglichen Bundestrainer-Kandidaten, die irgendwann auf Joachim Löw folgen könnten sowie zum bevorstehenden EM-Sommer.

"Wir haben kaum Strafraum-Stürmer mehr, bei den Außenverteidigern und mittlerweile sogar bei den Torhütern Probleme", sagte Bierhoff der "Sport Bild": "Ich habe die Entscheidung von Alexander Nübel nicht nachvollziehen können, da meine Überzeugung ist: Gerade in jungen Jahren geht nichts über Spielpraxis. Ich hätte mir gewünscht, dass er bei einem Verein spielt, bei dem er kontinuierlich zum Einsatz kommt."

Der mittlerweile 24 Jahre alte Nübel war im vergangenen Sommer von Schalke 04 zum Rekordmeister aus München gewechselt. Seither ist er dort die Nummer zwei hinter Welttorhüter Manuel Neuer und kam lediglich auf zwei Pflichtspieleinsätze.

Nübel steht noch bis 2025 bei Bayern unter Vertrag. Bierhoff hatte bereits zuletzt in einem Gastbeitrag in der "Welt am Sonntag" Tempo bei der Nachwuchsreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) angemahnt, da im Juniorenbereich die Talente derzeit fehlen.

Lob für Talente von BVB, Leverkusen und FC Bayern

"Die Rückmeldungen unserer U-Trainer sind, dass sie früher pro Jahrgang fünf bis sechs Jungs nennen konnten, die definitiv Bundesliga- oder auch Nationalspieler werden können. Das ist zurzeit leider nicht der Fall", so Bierhoff in der "Sport Bild" weiter.

Er lobte zwar die Entwicklung einzelner Talente wie Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) oder Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund), doch viele andere hätten sich "gut, aber sehr konform entwickelt".

Bayern-Youngster Jamal Musiala will der DFB indes noch von einer Zukunft im Adler-Trikot überzeugen. Der Offensivspieler darf auch für die englische Nationalmannschaft auflaufen, zuletzt hat sich Bundestrainer Joachim Löw der Sache angenommen. 

Auch Oliver Bierhoff warb offen um eine Karriere beim DFB, wenngleich die Entscheidung bei Joachim Löw liege: "Es ist aber kein Geheimnis, dass Jamal ein sehr interessanter Spieler ist. Wir werden uns um ihn bemühen und versuchen, ihm aufzuzeigen: Deutschland wäre eine gute, die richtige Entscheidung für seine Entwicklung."

Gründe für  Talente-Mangel sind vielschichtig

Die Gründe für den Talente-Mangel seien laut Bierhoff vielschichtig. "Wir kommen aus einer langen Zeit der Euphorie und des Erfolges. Ich spüre noch nicht die notwendige Bereitschaft, mutig und entschlossen auch drastische Veränderungen vorzunehmen", sagte er: "Zum anderen greifen die Effekte solcher Maßnahmen nicht vom einen auf den anderen Tag."

Von Bundesliga-Trainern bekomme er mit, dass diese "liebend gerne junge, deutsche Spieler einsetzen würden - doch die finden sie gerade nicht". Um das Problem zu lösen, müssen den jungen Spielern in der Jugendarbeit "mehr Freiheiten und Individualität" zugestanden sowie die "persönlichen Stärken" gefördert werden, so Bierhoff.

Bierhoff "beobachtet" Klopp, Nagelsmann, Rose und Co.

Der DFB-Manager nahm zudem Stellung über eine mögliche Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw, der das Vertrauen für die kommenden Europameisterschaft genießt. 

"Mich freut es, dass Deutschland derzeit so viele erfolgreiche Trainer hat. Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann, Marco Rose, Thomas Tuchel und eben Hansi Flick", so Bierhoff. "Allerdings: Alle diese Trainer stehen derzeit bei Topvereinen und Champions-League-Teilnehmern unter Vertrag. Aber: Natürlich beobachte ich sie, keine Frage."

Die Nationalmannschaft zu übernehmen, sei "für jeden Trainer reizvoll", so Bierhoff weiter. Daher wolle er nicht ausschließen, dass sich der Verband in Zukunft mit diesen Namen beschäftigt. "Ich wäre verrückt, wenn ich das ausschließen würde."

EM soll im Sommer stattfinden

Unterdessen steuert die deutsche Nationalmannschaft weiter auf das nächste große Turnier zu. Die Fußball-Europameisterschaft soll laut Oliver Bierhoff im Sommer trotz der Corona-Pandemie ausgetragen werden.

"Es muss aktuell stark angezweifelt werden, ob Fans in den Stadien dabei sein werden - dass das Turnier aber stattfindet, zweifle ich überhaupt nicht an", sagte der Direktor Nationalmannschaften. "Mein Stand ist, dass eine Reduzierung der zwölf Länder aktuell genauso wenig infrage kommt wie die Austragung an nur einem Standort."

Die UEFA hatte erst vergangene Woche betont, an ihren Plänen für die Fußball-EM in verschiedenen Ländern und Städten festhalten zu wollen.

Zur Frage, ob Zuschauer in den Stadien zugelassen werden, habe man vereinbart, den Zeitpunkt für eine Entscheidung auf Anfang April zu verschieben, hieß es in der Mitteilung. Ursprünglich wollte die UEFA bereits am 5. März erste Antworten in der Fan-Frage geben.

Nach aktueller Planung soll das Turnier am 11. Juni in Rom angepfiffen werden. In London sollen Halbfinals und Endspiel (11. Juli) ausgetragen werden.

In München sind die drei Gruppenspiele mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Weltmeister Frankreich (15. Juni), Titelverteidiger Portugal (19. Juni) und Co-Gastgeber Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale (2. Juli) angesetzt.

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