17.11.2015 10:28 Uhr

Janeschitz über Koller: "Sind sehr ähnlich"

Thomas Janeschitz und Marcel Koller beim Training
Thomas Janeschitz und Marcel Koller beim Training

Manchmal sei es fast schon gruselig. "Es passiert uns oft, dass der eine etwas ausspricht, das der andere gerade im Kopf gehabt hat", sagt Thomas Janeschitz. Der Co-Trainer der österreichischen Fußball-Nationalteams ist die ideale Ergänzung zu Teamchef Marcel Koller. Dass er dabei stets im Schatten des Schweizer Erfolgscoaches steht, ist für den 49-jährigen Wiener kein Problem.

Janeschitz ist seit dessen Amtsübernahme im November 2011 Kollers Assistent. Daneben leitet der Ex-Teamstürmer auch die ÖFB-Trainerausbildung. "Die Kombination passt sehr gut zusammen", meinte Janeschitz. "Weil man mit der absolut spannendsten Mannschaft Österreichs arbeiten kann, diese ganzen Verbindungen aber auch in die Ausbildung einbringen kann."

Sich selbst irgendwann in Richtung Cheftrainer zu entwickeln, will Janeschitz nicht ausschließen. "Das ist sicher auch eine Möglichkeit, die mir Spaß machen könnte. Ich sehe schon, dass ich die Arbeit auf dem Platz mit Topspielern sehr gut verrichten kann und sie mir auch Befriedigung verschafft." Derzeit zähle aber nur die Vorbereitung auf die EM 2016 in Frankreich.

"Da ist dieses Urvertrauen"

Um seine Zukunft macht sich der Koller-Assistent trotz des nach der EM-Endrunde auslaufenden Vertrages seines Chefs noch keine allzu großen Gedanken. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Fußball vieles von selbst läuft. Wenn wo eine Tür zugeht, ist die Qualität der eigenen Arbeit doch von vielen Menschen mitbekommen worden, und es haben sich Möglichkeiten ergeben."

Koller sieht er zwar täglich, über dessen Vertragssituation habe man intern aber noch gar nicht gesprochen. Janeschitz, der sich die Assistenzrolle bis zu dessen ÖFB-Abgang 2013 mit dem Schweizer Fritz Schmid geteilt hatte: "Da ist dieses Urvertrauen, dass sowohl er als auch ich die richtigen Entscheidungen treffen werden."

Koller für Janeschitz lehrbuchmäßig

Ein Vertrauen, das auch auf dem Platz ersichtlich ist. Häufig leitet Janeschitz einzelne Trainingsteile, auch im Spiel findet ein reger Austausch mit dem Teamchef statt. "Wir sind uns sehr ähnlich, weil wir die gleiche Denke haben. Wir haben eine sehr ähnliche Vorstellung davon, wie wir Fußball spielen wollen."

Die Letztentscheidung liege aber immer beim Cheftrainer. Koller erntet dafür auch die öffentlichen Huldigungen. Janeschitz: "Dass er im Vordergrund steht, ist selbstredend. Wir bekommen aber alle etwas von diesem Erfolg, den wir uns erarbeitet haben. Und der Weg ist ja noch nicht zu Ende." Die EM sei das große Ziel. "Letztendlich geht es aber auch dort nur darum, die Leistung abzurufen."

Einer der großen Vorzüge Kollers sei es, Dinge klar anzusprechen. "Er hat in der Menschenführung und in der Personalführung unglaubliche Stärken. Für viele Führungskräfte wäre das lehrbuchmäßig", meinte der Assistent. Alles könne man in einer Mannschaft dennoch nicht steuern. "Wenn man den Zufall minimiert, hat man als Trainer aber gute Arbeit verrichtet."

Statistik ja, aber richtig dosiert

Janeschitz ist ein sehr analytischer Mensch. Zu Beginn seiner Trainerkarriere war er als AHS-Lehrer für Sport und Mathematik tätig. Mathematische Figuren - Dreiecke, Rauten oder Deltoide - seien auch im Fußball anwendbar. Vor der Überinterpretation von Statistiken warnte der ÖFB-Mann dagegen: "Die muss man als Fußballtrainer auch lesen und einschätzen können."

Seine fußballerische Vergangenheit hält Janeschitz für den Job für wesentlicher als sein abgeschlossenes Lehramtsstudium. In seiner aktiven Karriere ging er unter anderem für den Wiener Sport-Club, FC Tirol Innsbruck und Austria Wien auf Torjagd. Sein einziges Länderspiel bestritt er 1993 in Schweden (0:1).

Für die Trainerausbildung im ÖFB ist der frühere Austria-Amateure-Coach seit 2009 zuständig. "Mittlerweile hat man da einen gewissen Wiedererkennungswert. Es war die Idee, dass man auch bei uns Spitzenspieler ausbilden können muss." Ob er ihnen in der Zeit nach Marcel Koller, in zwei, vier oder sechs Jahren, auch einmal als Teamchef vorstehen könnte? Janeschitz: "Dafür bin ich wieder zu sehr Mathematiker. Das hängt von zu vielen Variablen ab."

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apa

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