14.06.2021 16:25 Uhr

Große Emotionen bei Gregoritsch und Lainer

Gregoritsch jubelte mit ÖFB-Mediendirektorin Stöcklmayr über EM-Sieg
Gregoritsch jubelte mit ÖFB-Mediendirektorin Stöcklmayr über EM-Sieg

Österreichs 3:1-Sieg bei der EM am Sonntag in Bukarest gegen Nordmazedonien hat für große Gefühle gesorgt - so auch bei den Torschützen Stefan Lainer und Michael Gregoritsch. Besonders deutlich wurde das bei Gregoritsch, dem beim ORF-Interview unmittelbar nach den Schlusspfiff die Tränen in die Augen schossen.

Der Steirer hätte auf einen Gang in die Flash Zone gerne verzichtet, wie er am Montag in Seefeld erzählte. "Ich wollte nicht hin, weil ich gewusst habe, dass ich mit meinen Emotionen drüber bin. Aber die Iris (Anm.: ÖFB-Mediendirektorin Iris Stöcklmayr) hat mich hingezogen", schmunzelte Gregoritsch. "Ich habe das dann nicht mehr kontrollieren können."

Sein Treffer sei "sicher der schönste Moment meiner Karriere" gewesen, so Gregoritsch. Die Tränen danach kamen beim Gedanken an die Familie. "Weil ich ganz genau gewusst habe, wie meine Eltern und mein Bruder daheim vor dem Fernseher sitzen."

Die schwierige Zeit beim FC Augsburg, wo der 27-Jährige im Frühjahr nur noch sporadisch zu Kurzeinsätzen gekommen war, hatte sich aufs Gemüt geschlagen. Die Kritik an seiner EM-Nominierung tat ihr Übriges. "Als Fußballer hört man oft, du bist Profi, du musst das aushalten. Aber so einfach ist das nicht", gestand Gregoritsch.

700. EM-Tor

Der Stürmer erzielte das 700. Tor der EM-Geschichte. "Eine schöne Randnotiz", meinte Gregoritsch. Die Freude wäre auch ohne einen Jubiläumstreffer überbordend gewesen. "Für sein Land zu spielen ist das Schönste auf der Welt."

Seine Nominierung für die Endrunde stand an der Kippe, letztlich bekam Gregoritsch von Teamchef Franco Foda den Vorzug gegenüber Adrian Grbić. "Ich merke, dass der Trainer große Stücke auf mich hält", sagte der 27-fache Internationale (5 Tore). Auch die Unterstützung von den Mitspielern sei groß gewesen. "Ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, dass ich wichtig für die Truppe bin. Die Mannschaft gibt mir ein gutes Gefühl. Sie wissen, dass ich in gewissen Momenten sehr sensibel bin."

Dass Gregoritsch dieses Vertrauen zurückzahlte, sorgte für große Glücksgefühle. "Ich weiß meinen Wert für die Mannschaft, weiß, dass ich helfen kann." Er sei in jedem Training voll ans Limit gegangen, um sich für EM-Einsätze zu empfehlen. "Ich bin nicht als Maskottchen mitgefahren, sondern um zu zeigen, dass ich etwas kann."

Ob es am Donnerstag gegen die Niederlande für einen Platz in der Startelf reicht, ist offen. "Wichtig ist, dass wir als Truppe eine Einheit sind, alle scharf auf das Spiel sind und mit Mut und Willen zum Sieg auf den Platz gehen. Wer dann auf dem Platz steht, ist völlig wurscht", sagte Gregoritsch.

"Bin rausgschnitzter Gregoritsch"

Sein Vater, ÖFB-U21-Teamchef Werner Gregoritsch, wird die Partie wieder vor dem TV-Gerät und nicht im Stadion mitverfolgen. Bisher sah der Vater aufgrund der beruflichen Verpflichtungen seinem Filius nur in einem Länderspiel vor Ort auf die Beine, beim 2:1 in der EM-Qualifikation im November 2019 gegen Nordmazedonien. Diesmal lässt er zumindest die Gruppenspiele aus. "Aber sollten wir weiterkommen, ist es Pflicht, dass er kommt", erklärte Gregoritsch junior.

Das Verhältnis zu seinem Vater bezeichnete der Deutschland-Legionär als "so, dass ich es mir nicht besser vorstellen könnte. Das gilt generell für die ganze Familie. Für meinen Vater war es nicht immer einfach - das muss man sich einmal trauen, seinen Bub sechs, sieben Jahre bei der U21 zu haben und sich immer anhören zu müssen, warum er ihn dazunimmt", berichtete Gregoritsch.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, bestätigte der ÖFB-Kicker mit einem Schmunzeln. "Es gibt mittlerweile leider viel, wo ich mich in meinem Vater wiedererkenne. Ich kann es nicht leugnen, dass ich ein rausgeschnitzter Gregoritsch bin."

Während der Steirer nach seinem Tor vor allem Sentimentalität verspürte, verschaffte Marko Arnautović seinen Glücksgefühlen auf andere Art und Weise Luft - mit Wortgefechten mit Gegenspielern. Dies habe allerdings nichts mit Rassismus zu tun, so Gregoritsch. "Marko ist da sicher noch der Unschuldigste gewesen", erzählte Gregoritsch den Journalisten. "Ich kann euch versprechen, das wird in jedem Spiel 100 Mal gesagt. Es wird von der 1. Klasse bis zur Europameisterschaft geschimpft, und nach dem Spiel gibt man sich die Hand und es passt wieder. Marko ist alles, aber nicht rassistisch."

Papa Lainer auch mächtig stolz

Auch Lainer verteidigte Arnautović, und auch Lainer pflegt eine innige Beziehung zu einem prominenten Vater. Leo Lainer wurde acht Mal österreichischer Meister, fünf Mal Cupsieger, stand in zwei Europacup-Finali und brachte es auf 28 Länderspiele. "Mein Vater hat mich geprägt. Er war im jungen Alter schon viel auf dem Platz mit mir, hat aber keinen Druck aufgebaut. Er hat mich tun lassen, worauf ich Bock hatte und hat mich in allem unterstützt", erzählte der Gladbach-Profi. "Wir telefonieren immer entweder gleich nach einem Spiel oder am nächsten Tag. Nach dem Nordmazedonien-Match hatte er sehr viel lobende Worte. Er hat mir eine Nachricht geschickt, dass er sehr stolz auf mich ist. Das hat mich sehr gefreut."

Lainer erzielte am Sonntag sein zweites Länderspiel-Tor. Auch das erste gelang gegen Nordmazedonien. "Anscheinend liegen die mir ganz gut", vermutete der Rechtsverteidiger. Die Emotionen nach seinem Treffer in Bukarest seien "überwältigend" gewesen, erzählte Lainer. "Ich hoffe, dass sich die Leute auch in ein paar Jahren noch daran erinnern werden."

Im Ranking Nummer 2

Im EM-Leistungsranking der UEFA lag Lainer am Montag sogar auf Platz eins. "Das ist nur eine Momentaufnahme, aber richtig cool. Ich fühle mich geehrt", sagte der 28-Jährige. Den sechsten Rang nahm David Alaba ein, der in seiner neuen ÖFB-Rolle im Abwehrzentrum glänzte. "Er hat sich überragend eingebracht, viel kommuniziert, die Mannschaft mitgenommen und extrem gepusht. Das hat top funktioniert."

Ob Alaba in der Nationalteam-Innenverteidigung eine Dauerlösung sein könnte, wagte Lainer nicht zu prophezeien. "Wenn der Gegner mit einem Stürmer spielt, muss man sich überlegen, ob man mit drei Innenverteidigern agiert." In diesem Fall könnte Alaba ins Mittelfeldzentrum rücken, so Lainer.

apa

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